"Je sens le désir de ressentir toute ma réalité!" By Malenka Radi
Das Vogelhotel…, oder
Adventurousness, shapes me.
מפגשים, מכל הסוגים.
פרקים קטנים וגדולים,
אירועים מכל הסוגים מעשירים אותי.
ואתה?
in Wuppertal bin ich etwas sehr schönem, für mich neuem begegnet, einem Vogelhotel, direkt am Bahnhof.
Das hat mich inspiriert, zu folgendem Roman, für meine Kinder, irgendwann hoffentlich Enkelkinder und alle Kinder, dieser Welt. Natürlich auch für die Erwachsenen.
Ich beginne einmal mit den Nachtschwärmern. Im Moment versuche ich nachts im Bett zu liegen, aber in meinen Träumen erlebe ich die aufregendsten Abenteuer.
Was ist das, ein Abenteuer?
Diese Dinge prägen mein Leben. Ich glaube, ich bin eine echte Abenteurerin!
Herkunft:
seit dem 12. Jahrhundert bezeugt; in den mittelhochdeutschen Formen āventiure und ābentiure nachweisbar, deren Genus weiblich war; das Wort wurde als ritterliches Fachwort aus dem Französischen aventure → fr f entlehnt; der Gebrauch des sächlichen Genus dringt aus dem Mittelniederdeutschen ein; das französische Wort entstammt seinerseits dem (nicht belegbaren aber rekonstruierten) Mittellateinischen *adventūra n Pl. „Ereignis“, welches seinerseits ein Partizip Futur des lateinischen Verbs advenīre → la„herankommen, sich ereignen“ ist[1][2]
Sinnverwandte Wörter:
Gegenwörter:
Oberbegriffe:
[1–3] Erlebnis
[2] Unternehmung
Unterbegriffe:
Beispiele:
Mein letztes Abenteuer war, nüchtern betrachtet, nur ein teuerer Abend.
Meine Abenteuer sind alle davon geprägt, daß ich immer tue, was ich will und meistens gehe ich mit dem Kopf durch die Wand.
“Dass er sich immer wieder auf solche Abenteuer wie diese Bergbesteigung einlässt, dabei kann man doch auch ernsthaft verletzt werden oder sterben.”
“Er würzte seine Dienstreisen gerne mal mit einem Flirt oder auch einem schnellen Abenteuer.”
Charakteristische Wortkombinationen:
auf Abenteuer aus sein, auf Abenteuer ausgehen, sich auf ein Abenteuer einlassen, ein Abenteuer erleben, ein gefährliches Abenteuer, ein gewagtes Abenteuer, ein Abenteuergut überstehen, einem Abenteuer entgegengehen, ein kurzes Abenteuer, sich in ein Abenteuer stürzen, ein Abenteuer suchen
Wortbildungen:
Adjektive: abenteuerdurstig, abenteuerhungrig, abenteuerlich, abenteuerlustig, abenteuerreich, abenteuersüchtig
Substantive: Abenteuerbericht, Abenteuerbuch, Abenteuerdrang, Abenteuerdurst, Abenteuererzählung, Abenteuerfahrt, Abenteuerferien, Abenteuerfilm, Abenteuergeschichte, Abenteuerkomödie, Abenteuerlichkeit, Abenteuerliteratur, Abenteuerlust, Abenteuermodus, Abenteuerpark, Abenteuerreise, Abenteuerroman, Abenteuerserie, Abenteuerspiel, Abenteuerspielplatz, Abenteuerstory, Abenteuersucht, Abenteuertour, Abenteuertourismus, Abenteuertrip, Abenteuertum, Abenteuerurlaub, Abenteuerzeit, Abenteurer
Übersetzungen, die sehe ich mir später an.
Wat 'n interlude,
watter storie,
net 'n gebeurtenis,
net 'n interlude?
Geschehen, Geschehnis, Vorkommnis, Vorfall, Vorgang, Erlebnis, Erfahrung, Begegnung, Episode, Zwischenfall, Zwischenspiel, Geschichte, Event, Intermezzo…
Wat 'n interlude,
watter storie,
net 'n gebeurtenis,
net 'n interlude?
Übersetzen wir das in verschiedene Sprachen und begeben wir uns in die Welt der Vögel, und in das Vogelhotel, aus Wuppertal, dann wird es spannend. Denn uns begegnen heut enicht mehr viele Vögel, und doch gibt es die wunderbarsten und sonderbarsten, und sie mutieren gerade, verändern sich, und passen sich an, an unsere neue Zeit, an das digitale Zeitalter.
Ich tue das auch als Autorin, und arbeite rasch, sehr schnell, in einem anderen Tempo!
Die Wörter möchte ich mir auf der Zunge zergehen lassen:
Geschehen,
Geschehnis,
Vorkommnis,
Vorfall,
Vorgang,
Erlebnis,
Erfahrung,
Begegnung,
Episode,
Zwischenfall,
Zwischenspiel,
Geschichte,
Event,
Intermezzo!
Wat 'n interlude,
watter storie,
net 'n gebeurtenis,
net 'n interlude?
Événements, Incident, Incident, Incident, Processus, Expérience, Expérience, Rencontre, Épisode, Incident, Interlude, Histoire, Événement, Interlude…
Gerne schreibe ich kleine Poems, zu Synonymen.
So zum Beispiel:
Wat 'n interlude,
watter storie,
net 'n gebeurtenis,
net 'n interlude?
Ce qui m'est arrivé
Les événements suivent les événements,
qui se passe,
incident,
Act, ... ma vie est une aventure unique!
Was ist mir schon alles Geschehen,
Geschehnisse folgen Geschehnissen,
Vorkommnis,
Vorfall,
Vorgang, ...mein Leben ist ein einziges Abenteuer!
Erlebnisse,
Erfahrungen, alles bereichert mich!
Begegnungen, verschiedenster Art.
Kleine und große Episoden,
Zwischenfälle aller Art bereichern mich.
Und Dich?
Was ist mir schon alles Geschehen,
Geschehnisse folgen Geschehnissen,
Vorkommnis,
Vorfall,
Vorgang, ...mein Leben ist ein einziges Abenteuer!
מפגשים, מכל הסוגים.
פרקים קטנים וגדולים,
אירועים מכל הסוגים מעשירים אותי.
ואתה?
Was für ein Zwischenspiel,
welche Geschichte,
nur ein Event,
nur ein Intermezzo?
Wat 'n interlude,
watter storie,
net 'n gebeurtenis,
net 'n interlude?
מפגשים, מכל הסוגים.
פרקים קטנים וגדולים,
אירועים מכל הסוגים מעשירים אותי.
ואתה?
Was ist mir schon alles Geschehen,
Geschehnisse folgen Geschehnissen,
Vorkommnis,
Vorfall,
Vorgang, ...mein Leben ist ein einziges Abenteuer!
Ce qui m'est arrivé
Les événements suivent les événements,
qui se passe,
incident,
Act, ... ma vie est une aventure unique!
Aber stürzen wir uns doch besser gleich in ein neues Abenteuer, und sehen alles einmal aus Vogelperspektive!
plongez dans l'aventure, cherchez l'aventure…
abenteuerdurstig, abenteuerhungrig, abenteuerlich, abenteuerlustig, abenteuerreich, abenteuersüchtig
Substantive: Abenteuerbericht, Abenteuerbuch, Abenteuerdrang, Abenteuerdurst, Abenteuererzählung, Abenteuerfahrt, Abenteuerferien, Abenteuerfilm, Abenteuergeschichte, Abenteuerkomödie, Abenteuerlichkeit, Abenteuerliteratur, Abenteuerlust, Abenteuermodus, Abenteuerpark, Abenteuerreise, Abenteuerroman, Abenteuerserie, Abenteuerspiel, Abenteuerspielplatz, Abenteuerstory, Abenteuersucht, Abenteuertour, Abenteuertourismus, Abenteuertrip, Abenteuertum, Abenteuerurlaub, Abenteuerzeit, Abenteurer
Hier sehen wir, daß wir Deutschen mehr Unterschiede machen!
abenteuerdurstig, abenteuerhungrig, abenteuerlich, abenteuerlustig, abenteuerreich, abenteuersüchtig
Ich bin schon immer abenteuerdurstig,
abenteuerhungrig, geradezu!
Abenteuerlich, ist aber, auf was ich mich alles so einlasse, denke ich heute!
Abenteuerlustig, bleibt abenteuerlustig!!
Ek was nog altyd avontuurlustig,
avontuur honger, reguit!
Avontuurlustig, maar is, op wat ek so betrokke is, dink ek vandag!
Avontuurlustig, bly avontuurlustig !!
abenteuerreich,
abenteuersüchtig,...
duik in 'n avontuur, soek 'n avontuur
Word formasies:
Byvoeglike naamwoorde: avontuurlustig, avontuurlustig, avontuurlustig, avontuurlustig, avontuurlustig, avontuurlustig
Adventure Adventure, Avontuur Boek, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur, Avontuur reis, avontuur, avontuur vakansie, avontuur tyd, avontuurder
Verb: tot avontuur
Formations Word:
Adjectifs: aventureux, aventureux, aventureux, aventureux, aventureux, aventureux
Noms: rapport d'aventure, livre d'aventures, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure, aventure Voyage d'aventure, aventure, vacances d'aventure, aventure, aventurier
Verbe: à l'aventure
Ich spiele etwas weiter, nicht umsonst, war und bin ich von der Kunst von Franz Vana fasziniert!
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Hier sehen wir, daß wir Deutschen mehr Unterschiede machen!
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Ich bin schon immer abenteuerdurstig,
abenteuerhungrig, geradezu!
Abenteuerlich, ist aber, auf was ich mich alles so einlasse, denke ich heute!
Abenteuerlustig, bleibt abenteuerlustig!!
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Nous voyons ici que nous, les Allemands, faisons plus de différences!
aventureux, aventureux, aventureux, aventureux, aventureux, aventureux
J'ai toujours été aventureux,
aventure faim, carrément!
Aventureux, mais qui est, sur ce que je suis tellement impliqué, je pense aujourd'hui!
Aventureux, restez aventureux !!
Mein
Abenteuerbericht.
Alles wartet neugierig auf mein Neustes Buch. Das Abenteuerbuch, über ein Vogelhotel. Wir schenken den Vögeln Hotels, damit sie sich auf dieser Welt noch wohlfühlen können. Gute Idee!
Mein Abenteuerdrang, ist ungesättigt.
Abenteuerdurst, habe ich fast immer.
Abenteuererzählung, habe ich immer geliebt!
Abenteuerfahrten, ins ungewisse.
Abenteuerferien, plane ich eher nicht. in diesem Sommer möchte ich mit Clara und Louisa 4 Wochen ans Meer, am Liebsten in ein eigenes neues Ferienhaus.
Abenteuerfilme, schaue ich fast nie. Lieber Liebesfilme. aber die sind ja eigentlich auch ein sehr großes Abenteuer!
Abenteuergeschichten, kann ich sehr viele erzählen.
Abenteuerkomödie, Abenteuerlichkeit, Abenteuerliteratur, all das gibt es.
Abenteuerlust, prägt mich.
Abenteuermodus, Abenteuerpark, Abenteuerreise, Abenteuerroman, Abenteuerserie, Abenteuerspiel, Abenteuerspielplatz, Abenteuerstory, Abenteuersucht, Abenteuertour, Abenteuertourismus, Abenteuertrip, Abenteuertum, Abenteuerurlaub, Abenteuerzeit, Abenteurer
Hier sehen wir, daß wir Deutschen mehr Unterschiede machen!
abenteuerdurstig, abenteuerhungrig, abenteuerlich, abenteuerlustig, abenteuerreich, abenteuersüchtig
Adventurousness, shapes me.
Jetzt strate ich einmal etwas ganz Neues!
die Nachtigall beginnt leise zu trällern.
ich liebe Dich, ich bin verrrückt nach Dir!
Ich will Dich, die Krähen stimmen ein. der Lärm hat sich verändert. Darurch, daß noch keine Blätter auf den Bäumen sind, hört man viel mehr Geräusche. Ich bin entsetzt, und erstaunt zugleich.
Now I'm struggling something new!
The nightingale begins to sing softly.
I love you, I'm crazy about you!
I want you, the crows agree. the noise has changed. By not having leaves on the trees, you can hear much more noise. I am appalled and amazed at the same time.
Maintenant, je lutte contre quelque chose de nouveau!
Le rossignol commence à chanter doucement.
Je t'aime, je suis fou de toi!
Je te veux, les corbeaux sont d'accord. le bruit a changé. En ne laissant pas de feuilles sur les arbres, vous pouvez entendre beaucoup plus de bruit. Je suis consterné et émerveillé en même temps.
Theama wechsel- was ist los, heute, in der Welt?
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Ich suche besser nach anderen Nachrichten. Was wollt Ihr wissen…
was interessiert Euch?
Im MOment will ich nur schreiben. Er, der Soziologe hat mir diesmal nur drei Bücher mitgegeben. Ich lese Johanna Walsers ersten Erzählband. Vor dem Leben stehen. es regt mich an. Er macht meine Gedanken geschmeidig. Ich will sie zitieren:
“Die Weltscheibe schleift uns die Füße, bis wir zart und ganz vorsichtig, bloß noch trippelnd gehen können.” Ich denke es hat auch mit der Fitness des Bindegewebes zu tun. Und mit der Beweglichkeit, die wir uns selber zumuten. Ich merke ich bin müde. Schreibe wie in ein Tagebuch:
“Ich habe ein kleines Singvögelein verschluckt.” Was für Sachen wachsen Dir da wieder im Kopf.” Wenn man sätze von Johanna Walser aus dem Kontext reißt, dann werden sie noch schöner. Sie zergehen, wie ein süßes Gelee im Mund, wandern ins Herz und bleiben in der Seele verhaftet. Der Kopf mag sie förmlich nicht mehr ausspucken.
Ruth sieht auch immer leute um ihr Haus herumwandern. ich denke, man sollte eine Rosen- und Hagebuttenhecke pflanzen. ich bin sehr gerne auf dem Kotten. Es beruhigt mich dort zu sein, wie in einem Elternhaus, welches einen sehr lieb hat. Er, der Mann im Haus, ist aber etwas barsch, zu der Frau seines Lebens, welche das Haus in Schuss hält, bewohnt und versorgt. Wenn man Tagebuch schreibt gibt es keinen Empfänger, oder nur die falschen. Meine Tagebücher sind scheinbar in die Hände meiner Feinde gekommen. Oder sie werden entsorgt, mit allem was ich so sammle, nach Jahren in Kellern, oder auf Dachböden. Tagebuch schreiben, Bücher schreiben, eben schreiben entlastet den Kopf, oder verkompliziert alle Angelegenheiten. Ich finde es wichtig, Erinnerungen festzuhalten. auch Gedanken. Meine Mutter war süß, als ich sie anriefe und einfach nur ihre Stimme hören wollte. Sie sind sehr beschäftigt. Sie haben keine Zeit mehr, für die Kinder.
Auch nicht für die Enkelkinder. Nun, sie haben künstlerische Höhenflüge. Das ist ja schön. Ich bin stolz. Die Zeit des schönen Glücks des Zusammenseins ist vorbei. Der Tod noch nicht da, aber die Nähe bereits verloren. es ist traurig, aber wahr. es ist auch eine Form sich zu verabschieden. Genauso, wie keine Geburtstage mehr zu feiern, oder nicht mehr zusammen einkaufen zu gehen.
Ich male mir aus, was ich kochen werde. hoffe ich bekomme noch die Gelegenheit! Der Tod kommt meistens plötzlich und unerwartet. Ich wäre traurig käme er mir nun dazwischen. Ich wäre froh einen Schlüssel zu haben, zu seiner Wohnung, und zu seinem Herzen.
Aber der Mann den ich Liebe, der ist eigentlich nicht mehr da.
Aber der Mann den ich Liebe, der ist eigentlich nicht mehr da.
Zurück zu meinem Vogelhotel. Also, jeden Tag möchte ich einem Vogel widmen, einem Thema aus der Vogelperspektive. Die Idee ist einen Roman zu schreiben. das bedeutet mindestens 300 Seiten Text, wenn man davon ausgeht, daß das das zynische Minimum für einen Roman ist. In 10 Tagen jeweils 30 Seiten. Denn mehr als 10 Tage wird es nicht geben. Dann muss ich wieder hinaus ins Leben, und wieder suchen gehen nach einer Existenzsicherung. Jetzt bin ich versorgt, für maximal 10 Tage. Wenn ich es mir sehr gut einteile, und mir keine Extravaganzen erlaube, wie gestern. Essen gehen, im Besten Restaurant von Fontainebleau. Eine Targine und ein Dessert, aus der Normandie. Es hat mich umgeworfen. So gut wie in den letzten Tagen habe ich in diesem ganzen Jahr noch nicht gegessen. Außer einmal, als ich ein neues Rezept aus Duala kennengelernt habe.
Das möchte ich auch einmal für meinen Ekambi kochen. Bitte lieber Gott, mach, daß ich dazu noch Gelegenheit bekomme. VERSUCH, mit MIR:
“Die Wolken öffnen sich wie Blütenblätter und der linde blaue Himmel, von dem man Milde erwartet, duftet hervor.”
ich träume von einem Flügel. Einer hübschen drei Zimmer Altbauwohnung, mitten in einer hübschen stadt, wie Fontainebleau. Morgens kann man schnell zum Bäcker laufen. Meine Töchter haben Freunde, sie gehen alleine spazieren. Sie genießen den Park, das Schloß, die Nähe zu Paris. Sie werden groß, ohne Sorgen. Ich organisiere Konzert, manchmal habe ich auch im Theater zu tun. Schreibe Kritiken, manchmal helfe ich bei einer Geigenauktion mit. Zweimal im Jahr entwerfe ich eine eigen kleine Modekollektion. Und ein bis zwei Romane entstehen jährlich. Ich brauche keinen Mann für meine Existenzsicherung, ich kann ihn ewig lieben, den Mann, der so glücklich gelacht hat, einst in Bois le Roi. es kommt mir vor, wie eine ewige Buße. Das ich ihm, dem leidenschaftlichen Liebhaber nicht das gegeben habe, was er wollte. Die totale Unterwerfung, den Gehorsam. Ich bin zu stolz, um mir meine Freiheit rauben zu lassen. Ich brauche immer den Traum, die andere Möglichkeit. Und doch bin ich sehr treu, in meinem Gefühl und in meiner Illusion.
Ich wollte immer wissen, wie diese Geschichte ausgeht. Aber dann ist mir Hado dazwischen gekommen. Sein Tod, und meine aufgabe in Brasilien. Etwas beeinflusst, vom Zeitgeschehen.
Nach einem dreitägigen offiziellen Besuch in den Vereinigten Staaten reist Brasilines Präsident Jair Messias Bolsonaro an seinem 64. Geburtstag am Donnerstag (21.) nach Chile. Das Staatsoberhaupt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas nimmt wie seine Amtskollegen aus Argentinien, Peru, Kolumbien, Paraguay, Ecuador und Chile am Präsidentengipfel teil. Der Höhepunkt des Treffens wird die Gründung von „PROSUR“ sein, einer neuen Gemeinschaft lateinamerikanischer Länder, die die Union der südamerikanischen Nationen (UNASUR) ersetzen wird.
„PROSUR“ (Forum für den Fortschritt und die Entwicklung Lateinamerikas) wird aus 12 Ländern bestehen und frei von „Ideologien“ sein: Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Peru, Uruguay, Costa Rica, Nicaragua, Panama und der Dominikanischen Republik. Laut dem Sprecher der Präsidentschaft von Brasilien, Otávio Rêgo Barros, ist die neue Staatengemeinschaft ein Meilenstein für die regionale Zusammenarbeit und Integration und wird die Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte als Prinzipien haben.
Update, 22. März
Der Präsident von Chile, Sebastián Piñera, wird Präsident von „PROSUR“ und der nächste Gipfel wird in Paraguay stattfinden.
Die Machtverhältnisse dieser Erde verteilen sich gerade neu.
Chinas Aufstieg zur Großmacht verändert die Weltordnung, meint der China-Experte Frank Sieren. Denn die Kombination von Wirtschaftskraft und Überwachungsstaat sei für viele Länder eine Alternative zum westlichen Modell von Demokratie und Marktwirtschaft.
Patrick Garber: Guten Tag. Mein Gast ist heute Frank Sieren, seines Zeichens Buchautor, Journalist und ein profunder Kenner Chinas. Hallo, Herr Sieren.
Frank Sieren: Hallo.
Garber: China, Herr Sieren, ist im Clinch mit den USA. Präsident Trump hat gerade wieder gedroht, weitere Importzölle auf chinesische Waren zu verhängen, falls sein geplantes Treffen mit Staats- und Parteichef Xi in vier Wochen nicht das von Washington gewünschte Ergebnis bringt. Dann würden sämtliche Exporte Chinas in die USA mit Strafzöllen belegt, droht Trump. Wie ernst nimmt man das in Peking?
Sieren: Na ja, man weiß natürlich schon, dass das jetzt Wahlkampf ist. Die Midterm Elections stehen an. Das wird dann alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Man darf ja auch nicht vergessen, dass es jetzt nicht so ist, dass die gesamte chinesische Wirtschaft von den Exporten nach Amerika abhängt. Und es geht ja dann auch nur um zehn oder 15 Prozent. Davon hat man viel schon abgefangen dadurch, dass die Währung billiger geworden ist. Da konnte man einen Teil dieser Aufschläge schon wieder nichtig machen.
Und man darf natürlich auch nicht vergessen, die Produkte werden dadurch teurer, die Produkte, die in Amerika verkauft werden und in China hergestellt worden sind.
Garber: Oder Teile davon.
Sieren: Oder Teile davon. Und das bedeutet natürlich, dass es irgendwann bei Walmart ankommt, also im Supermarkt der Wähler. Wenn die dann plötzlich mehr bezahlen müssen für ihre Produkte, ich glaube, dann hört der Spaß sehr schnell auf.
Insofern können die Chinesen etwas gelassener sein als Donald Trump. Der wird dann irgendwann schon reagieren müssen. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es einen Kompromiss geben wird.
Garber: Ein Teil der chinesischen Warenlieferungen in die USA unterliegen ja bereits erhöhten Zöllen. Macht sich das irgendwie schon bemerkbar für Chinas Wirtschaft? Sie sagten, der Umfang ist so groß dann doch nicht.
Sieren: Nein, das macht sich noch nicht bemerkbar, weil es sich dann ja nur mit Verzögerung durchschlägt. Man vermutet, dass jetzt im letzten Quartal dieses Jahres die ersten Zeichen zu sehen sein werden. Aber insgesamt geht man eigentlich davon aus, dass das nicht so schlimm sein wird. 75 Prozent des Wirtschaftswachstums wird ja bereits durch Konsum erwirtschaftet, Binnenkonsum, also Konsum von Chinesen in China. Und der ist davon gar nicht betroffen.
Nicht auf jede Provokation antworten
Garber: Chinas Führung reagierte bisher auch ziemlich moderat auf die Zölle wie auch auf die schrille Begleitrhetorik des Herrn Trump. Sie als Wirtschaftsjournalist, der schon seit mehr als zwanzig Jahren in China lebt, ist diese Zurückhaltung das übliche diplomatische Verhalten Chinas? Oder kann man sich wirklich so entspannt zurücklehnen?
Sieren: Na ja, einerseits, das habe ich ja schon gesagt, ist es nicht so dramatisch, wie es auf den ersten Blick aussieht. Andererseits ist es doch klug, sich nicht auf das Spiel dieses Mannes einzulassen und auf jede Provokation sofort zu antworten. Das zeigt doch schon ein gewisses Maß der Souveränität. Ich würde nicht einmal sagen, dass das jetzt unbedingt chinesisch ist. Das sollte eigentlich jeder kluge Staatsmann und jeder kluge Regierungschef tun, wenn Donald Trump versucht, ihn sozusagen durchs Dorf zu treiben.
Garber: Die Chinesen haben ja außerdem auch noch einen Trumpf im Ärmel, nämlich dass sie der größte Gläubiger der Amerikaner sind. Über eine Billion Dollar US-Schulden stehen in den chinesischen Büchern. Vor allem sind das Staatsanleihen. Würde China Trump damit unter Druck setzen können, wenn es hart auf hart kommt?
Sieren: Ja, aber dazu muss es erstmal hart auf hart kommen. Da müsste schon sehr, sehr viel passieren. Weil, das wäre ja ein dramatischer Eingriff in die Weltwirtschaft. Aber schon die Tatsache, dass das so ist, dass die Chinesen kaum Auslandsschulden haben und die Amerikaner bis über beide Ohren verschuldet sind, führt natürlich schon dazu, dass Donald Trump dann vielleicht doch etwas eher kompromissbereit ist, weil er weiß, das Risiko ist da und sie haben diesen Hebel in der Hand.
Absteiger gegen Aufsteiger
Garber: Worum geht es in diesem Handelskonflikt, manche sprechen ja schon von Handelskrieg, eigentlich? Nur um die Importbilanzen? Oder ist das ein Machtkampf zwischen der alten Supermacht und der aufstrebenden Macht China?
Sieren: Nein. Selbstverständlich, hier kämpft der Absteiger gegen den Aufsteiger. Das ist ja das ganze politische Konzept von Donald Trump, dass er im Grunde versucht, nochmal das alte Amerika herbeizuzaubern, das Amerika, das keinen Herausforderer hatte, das allein auf weiter Flur agieren konnte. Dieses Amerika gibt es nicht mehr. Die Stärken Amerikas relativieren sich. Es gibt jetzt nicht mehr nur das amerikanische Silicon Valley, sondern auch chinesische Silicon Valleys. Immer mehr Handel wird in Yuan, also in der chinesischen Währung betrieben, ohne dass man US-Dollar benutzt – usw. usf.
Das sind natürlich Entwicklungen, die auch ein Donald Trump nicht aufhalten kann. Deswegen muss man da relativ gelassen sein. Die geschichtliche Faustregel lautet ja: Gefährlich sind eher die Absteiger als die Aufsteiger. Die Aufsteiger können gelassen sein. Denn es geht ja nach oben.
Garber: Absteiger, Aufsteiger sagen Sie. Ist das wirklich schon ein Konflikt auf Augenhöhe? Ist China schon eine Großmacht, die sich mit den USA ernsthaft anlegen kann?
Sieren: Ja. Das würde ich jetzt schon sagen. Sie sind nicht in allen Bereichen auf Augenhöhe.
Garber: Zum Beispiel militärisch.
Sieren: Zum Beispiel militärisch sind sie noch nicht auf Augenhöhe. Aber da ist es so, dass dieses Instrument Militär zur Machtgewinnung ja in den letzten Jahren und man muss fast sagen Jahrzehnten nicht mehr sehr gut funktioniert hat.
Garber: Gottlob.
China ist oft technologisch weiter
Sieren: Ja. Das muss man sagen. Also, Vietnam ging daneben. Irak 1 kamen sie mit einem blauen Auge davon, weil der alte Bush rechtzeitig umgekehrt ist. Irak 2 war ein Desaster. Afghanistan war ein Desaster. Insofern ist das sozusagen eine Stärke, die man nicht mehr benutzen kann, zumal auch in der amerikanischen Bevölkerung der Unwille immer größer wird, seine Frauen oder Ehemänner oder seine Kinder ans andere Ende der Welt zu schicken, um dort vermeintlich für die Freiheit zu kämpfen. Das heißt, das fällt weg.
Aber eben technologisch holen die Chinesen sehr schnell auf. In vielen Bereichen sind sie da schon weiter als die Amerikaner, sowieso weiter als die Europäer. Das spielt natürlich eine immer größere Rolle in diesem Wettbewerb.
Garber: Darum haben Sie Ihr neuestes Buch, Herr Sieren, das Sie gerade vorgelegt haben, übertitelt: „Zukunft? China!“. Darin schreiben Sie, dass China nicht nur wirtschaftlich aufsteigt, sondern gerade dabei sei, die Weltordnung zu ändern – mit auch Wirkungen auf unser Leben hier in Deutschland. – Müssen wir uns vor China fürchten?
Sieren: Wir müssen uns vor China nur fürchten, wenn wir die Herausforderungen nicht annehmen, wenn wir den Kopf in den Sand stecken. Denn es ist ja so, dass wir in den letzten 500 Jahren, erst die Europäer, dann die Amerikaner, als Minderheit in der Welt die Spielregeln, die globalen Spielregeln bestimmen konnten. Diese Zeit geht jetzt vorbei. Jetzt sagt die Mehrheit der Welt unter der Führung der Chinesen: Das ist ja alles schön und gut, was ihr euch ausgedacht habt, aber wir wollen mitbestimmen. Wir haben selber Vorstellungen. Und jetzt geht eben diese Zeit vorbei. Das werden wir auch nicht ändern können. Darauf müssen wir uns einstellen.
Es ist so ein bisschen wie beim Adel im 19. Jahrhundert. Irgendwann haben die Bürger und Unternehmer gesagt: Das ist alles schön und gut. Wir wollen aber selber bestimmen. Was auf nationalstaatlicher Ebene eben im 19. Jahrhundert passiert, das passiert jetzt auf globaler Ebene.
Das heißt, wir müssen uns viel mehr überlegen als früher, wie wir die neuen aufsteigenden Gruppen von unseren Werten überzeugen, wie wir sie davon überzeugen, dass das, was wir entwickelt haben, nicht alles schlecht ist und sie doch das eine oder andere übernehmen können. Das passiert eben nicht mehr von selber. Wir sind so ein bisschen wie die FDP im Deutschen Bundestag. Wenn wir uns blöd anstellen, fliegen wir raus. Wenn wir uns geschickt anstellen, dann können wir aber das Zünglein an der Waage sein.
Chinas Rückkehr zur Normalität
Garber: Darauf können wir vielleicht später noch ein bisschen mehr eingehen, auf diese strategischen globalen Aspekte des chinesischen Aufstiegs. Ich wollte jetzt noch ein bisschen an der Basis bleiben, also sozusagen in China selber und der Basis dieses Aufstiegs, die ja vor allem die boomende Wirtschaft ist. Auch wenn die Wachstumszahlen der chinesischen Wirtschaft nicht mehr so ganz in den Himmel streben, sind sie ja nach wie vor beeindruckend. Entsprechend selbstbewusst tritt Staats- und Parteichef Xi Jinping international auf. – Und Sie meinen, dieser kometenhafte Aufstieg vom Schwellenland zur Supermacht Chinas ist auch tatsächlich nachhaltig? Der hält als auch noch die nächsten Jahrzehnte?
Sieren: Na ja, das ist ja auch eigentlich kein Aufstieg, sondern in gewisser Hinsicht eine Rückkehr zur Normalität.
Garber: Die aber schon eine Weile her ist.
Sieren: Na ja, China war ja mehrere tausend Jahre lang eine Weltmacht. Dann hatten Sie 150 Jahre Pleiten, Pech und Pannen. Und jetzt kehren sie langsam wieder zu einer Normalität zurück und können dabei natürlich auf kulturelle Errungenschaften zurückgreifen. Sie können auf eine stabile Verwaltung zurückgreifen, etwas was Indien zum Beispiel nicht hat. Insofern ist es relativ wahrscheinlich, dass dieser Aufstieg noch eine ganze Weile stabil verlaufen wird.
Da sind noch sehr viele Ressourcen überhaupt nicht entwickelt. Da sind noch 400 Millionen Menschen, die müssen überhaupt erst in diesen Wirtschaftskreislauf integriert werden. Die Arbeitsproduktivität ist noch nicht einmal bei der Hälfte der amerikanischen Arbeitsproduktivität. Also ist noch viel Spielraum, sich zu entwickeln. Und ich sehe im Moment nicht, dass das irgendwie jetzt plötzlich zusammenbricht.
Garber: Na ja, nach den neuesten Zahlen liegt das Wirtschaftswachstum in China „nur“ noch bei etwa 6,6 Prozent. Das klingt für uns in Europa hier nach viel, aber für China ist es eigentlich eher mau.
Sieren: Wie kommen Sie darauf?
Garber: Na ja, da haben wir ja in den letzten Jahren Zahlen im zweistelligen Bereich gesehen.
Sieren: Na ja, da war aber die Wirtschaft noch viel kleiner. Das funktioniert natürlich nicht so, dass eine Wirtschaft, die immer größer wird, mit immer gleich großen Zahlen wächst. Das war beim amerikanischen Aufstieg auch nicht so.
Garber: Aber die chinesische Führung hat angekündigt, dass sie Steuererleichterungen im Umfang von etwa 100 Milliarden Euro umgerechnet machen will, um die Wirtschaft anzukurbeln. Also, einen gewissen Handlungsbedarf sieht man da wohl doch in Peking.
Sieren: Ja. Aber ich sage mal, das ist natürlich für so ein großes Land jetzt keine dramatische Maßnahme. Natürlich versucht man, die Dinge auszutarieren. Aber ich würde nicht sagen, dass das eine irgendwie kritische Situation ist. Man versucht natürlich, im Spiel zu bleiben. Man tariert das aus. Man sagt jetzt: Okay, bei den Exporten gibt’s ein bisschen Schwierigkeiten, also senken wir die Steuern ein bisschen, dass man den Binnenkonsum nochmal weiter antreibt. Aber das ja jetzt kein Land, das am Rande des Abstiegs steht – im Gegenteil.
Garber: Nein, das wollte ich auch nicht sehen. Es gibt ja diese zwei Fraktionen bei den Chinabeobachtern. Die einen sagen, das kann ja nicht auf die Dauer funktionieren. Und die anderen, zu denen – glaube ich – Sie eher gehören, sagen: Das kann durchaus funktionieren.
Sieren: Es macht ja keinen Sinn, wenn wir darauf hoffen, dass es zusammenbricht. Wir müssen uns schon, das ist, glaube ich, sinnvoller, das macht jeder Mittelständler, sinnvoller, sich darauf einzustellen, dass der Wettbewerber erfolgreicher ist, als man denkt, um sich dann zu freuen, wenn es nicht ganz so schlimm kommt oder nicht ganz so schwierig wird.
Was mich ein bisschen stört an diesen Prophezeiungen des Zusammenbruchs, dass es dazu führt, dass wir sozusagen so ein bisschen die Hände in den Schoß legen und sagen: Na ja, wir müssen uns jetzt nicht anstrengen. Wir müssen nicht überlegen, wie wir da rein passen, sondern die stolpern schon über ihre eigenen Füße. – Also, darauf würde ich mich persönlich nicht verlassen.
Das Mandat des Himmels
Garber: Wenn ich das recht verstanden habe, um noch ein bisschen in China zu bleiben, gibt es dort so etwas wie einen informellen Gesellschaftsvertrag; Die Führung sorgt dafür, dass es breiten Bevölkerungsteilen wirtschaftlich immer besser geht, die Haushaltseinkommen wachsen ja stetig. Dafür akzeptiert die Gesellschaft – in ihrer Mehrheit zumindest – die Allmacht der Kommunistischen Partei, inklusive Gängelung und Repression. – Was ist, wenn die Führung dieses Wohlstandversprechen nicht mehr so einhalten kann wie bisher?
Sieren: Dann würde es sofort Schwierigkeiten geben. Das wissen die auch. Deswegen strengen sie sich auch an. Das ist ja eben nicht so, dass das eine Diktatur ist, die machen kann, was sie will, sondern die stehen natürlich unter dem Druck der Bevölkerung. Die Bevölkerung kann das „Mandat des Himmels“, wie es im Chinesischen heißt, jederzeit aufkündigen. Und das ist der Motor des Fortschritts. Die hören also genau hin, wenn die Menschen sagen, jetzt ist die Luft zu schlecht. Jetzt muss dies passieren. Es muss mehr rechtsstaatliche Transparenz geben usw. usf. Und dann wird natürlich in diese Richtung entwickelt.
Garber: Aber gerade seit Xi Jinping an der Macht ist, wird ja auch der Überwachungsapparat entwickelt und die Repression.
Sieren: Ja. Der wird aber von einem großen Teil der Bevölkerung als positiv gesehen, weil man ein anderes Verhältnis zur Ordnung hat. Man möchte Ordnung, man möchte einen starken Staat. Insofern ist es nicht so, dass jetzt alle Chinesen aufschreien und sagen, um Gottes Willen, sondern, wenn das mit Prosperität verbunden ist, mit wirtschaftlichem Aufstieg, mit neuen Chancen für einen selbst, dann wird das in Kauf genommen.
Das kann man bedauern. Ich sehe das auch sehr kritisch. Aber zunächst einmal muss man sehen, dass die eben einen anderen Blickwinkel haben. Das ist, glaube ich, ganz wichtig. Deswegen habe ich auch dieses Buch geschrieben, dass man eben versteht, wie die Chinesen ticken. Dann kann man ja immer noch argumentieren und sagen, liebe Chinesen, aber guckt mal, so ein bisschen Datenschutz und vielleicht nicht die vollständige Kontrolle hat auch seine Vorteile.
Kampf um Kontrolle und Freiraum
Garber: Sie haben gerade über Ordnung gesprochen, den Ordnungsbegriff in China. Sie haben aber auch schon einen Ausflug in die europäische Geschichte gemacht mit Adel und Bürgertum. Diese Geschichte hat uns ja gelehrt, dass – wenn bisher unterprivilegierte Bevölkerungsschichten wirtschaftlich aufsteigen – dann irgendwann die Forderung nach politischer Mitsprache kommt. – Wird das in China nicht auch über kurz oder lang passieren, dass eben dieser Mittelstand, der dort gerade entsteht, auch ein bisschen mitbestimmen will?
Sieren: Natürlich. Und das passiert ja auch. Es ist ja nicht so, als ob das alles statisch ist. Es gibt sehr, sehr lebendige soziale Medien. Und wenn dann der Staat was zensiert, dann überlegen die sich ein Pseudonym für den Staatspräsidenten und dann wird weiter diskutiert. Dann finden die Zensoren das wieder raus. Dann überlegen sie sich ein neues Wort. Also, das ist ja ein ständiger Kampf um mehr und weniger Spielraum, ein Kampf um Kontrolle und Freiraum.
Im Übrigen ist es eben so, dass es einerseits eine striktere Kontrolle der Zivilgesellschaft gibt, dass die Medien stärker kontrolliert werden. Auf der anderen Seite gibt’s aber auch – und das ist eben gleichzeitig – ein unglaubliches Freiheitsgefühl, einen „American Dream“ in Südchina, dass man dort etwas aufbauen kann, dass man in den freien Raum spielen kann, neue Startups entwickelt. Viele Chinesen aus dem Silicon Valley gehen jetzt zurück. 85 Prozent der chinesischen Studierenden, die im Ausland studiert haben, gehen zurück in ihr Heimatland. Im Jahr 2000 waren das erst 20 Prozent. Das ist doch eine dramatische Entwicklung. Das heißt, man hat eben beides. Man hat Repression und man hat Freiheit.
Attraktive Alternative
Garber: Herr Sieren, in Ihrem Buch schreiben Sie, und wir haben ja auch kurz darüber geredet, dass die chinesische Kombination aus wirtschaftlichem Erfolg und der staatlichen Kontrolle für viele Länder des globalen Südens durchaus attraktiv sei, und zwar als Alternative zum westlichen Modell, dem von Marktwirtschaft und Demokratie. Können Sie das bitte noch ein bisschen erläutern?
Sieren: Na ja, das Problem ist halt, dass viele aufsteigende Länder im Moment vielleicht auch andere Probleme haben, als wir im Westen. Die haben erstmal das Problem, dass sie ihre Wirtschaft aufbauen müssen, dass sie eine stabile Verwaltung brauchen. Die interessiert das Thema Mitbestimmung, das Thema vielfältige Zivilgesellschaft nicht so sehr. Insofern ist in dieser Phase der Entwicklung – oder ich würde es vorsichtiger formulieren – sind in dieser Phase der Entwicklung manche Aspekte der chinesischen Politik interessanter als manche Aspekte der westlichen demokratischen Verfassungen.
Das sollte für uns aber bedeuten, dass wir darüber nachdenken sollten, was wir anders machen können, was wir besser machen können. Vielleicht ist es doch auch ein wenig so, dass Politik in Europa, auch in Deutschland, so ein bisschen sozusagen in ihrem eigenen Sumpf steckt und nicht mehr voran kommt, dass man sich mit zu viel Kleinklein beschäftigt, dass man nicht mehr in den freien Raum spielt, dass der Mut nicht mehr da ist. Das bedeutet ja nicht, dass wir die Demokratie abschaffen, aber vielleicht müssen wir die Demokratie erneuern. Vielleicht müssen wir sie verbessern. Vielleicht müssen wir sie wieder spannender machen.
Und da sollten wir genau zuhören, was die Chinesen uns für Fragen stellen, was für Fragen auch aus anderen Ländern kommen, aus Indien oder aus Afrika.
Garber: Zumal wir ja in einigen Industrieländern, auch hier in Europa und auch in vielen Schwellenländern, derzeit eher einen Trend hin zu autoritären oder zumindest illiberalen Regierungen mit vermeintlich starken Führungsfiguren sehen – Polen, Ungarn oder als jüngstes Beispiel eines Schwellenlandes Brasilien. Weist China den Weg in ein postdemokratisches Zeitalter mit starken Staaten, in denen Effizienz wichtiger ist als Bürgerrechte?
Sieren: Nein, China weist keinen Weg. China ist ein Sonderfall. Diese Entwicklung hat ja nicht so sehr mit China zu tun, sondern mit der Unzufriedenheit der Menschen mit der gegenwärtigen Politik, mit sozusagen demokratisch verfasster Politik. Und dann muss diese Politik einfach besser werden.
Wir müssen uns genau anhören, was diese Leute für Sorgen haben, in welcher Art und Weise sie sich nicht abgeholt fühlen. Und dann müssen wir einfach wieder überzeugender werden. Das ist der entscheidende Punkt. Und das ist im Übrigen auch der entscheidende Punkt gegenüber China. Wir haben ja sehr viele Dinge entwickelt, Werte entwickelt in den letzten vier-, fünfhundert Jahren, auf die wir zu Recht stolz sein können: rechtsstaatliche Transparenz, Meinungsfreiheit.
Was wir aber machen müssen, ist, wir müssen uns genau überlegen, wie wir die Chinesen und andere davon überzeugen können, dass das eine gute Sache ist. Von selber, das merken wir inzwischen, entwickelt sich das nicht.
Neue Seidenstraße
Garber: Also, es ist auch ein Wettbewerb der Werte?
Sieren: Natürlich ist es ein Wettbewerb der Werte und ein Wettbewerb, in dem wir uns auch wieder anstrengen müssen, in dem wir wieder uns überlegen müssen, wie wir überzeugend sind. Wenn wir das nicht tun, wenn wir den Kopf in den Sand stecken, dann besteht die Gefahr, dass diese autoritären Strukturen uns dann eines Tages überrollen. Das möchte ich nicht. Und genau deswegen habe ich dieses Buch geschrieben.
Garber: Aber es geht ja nicht nur um Werte, sondern es geht ja auch um ganz handfeste Dinge, wenn wir auf die – sagen wir mal – Konkurrenzsituation des westlichen Modells mit China sehen. Die Chinesen nehmen ja richtig viel Geld in die Hand, um diese sogenannte Neue Seidenstraße auf den Weg zu bringen, eine chinesische Initiative für „das größte Infrastrukturprojekt aller Zeiten“ ist zu lesen, nämlich den Bau eines Netzes neuer Straßen, Eisenbahnen und Seewege und Datenverbindungen, die Asien viel besser verbinden sollen mit Europa, aber auch mit Afrika und Lateinamerika, also so ziemlich mit dem Rest der Welt. Was bezweckt China damit? Geht’s da nur um Wirtschaft?
Sieren: Nein, da geht’s natürlich nicht nur um Wirtschaft. Da geht’s natürlich um globalen Einfluss. Es geht auch darum, Europa und Asien wieder enger zusammenzubringen. Es geht auch um politische Stabilität in Regionen, die sehr instabil sind. Wir haben das in Zentralasien und Südasien mit militärischen Mitteln probiert. Das funktioniert nicht. Die Chinesen probieren das jetzt mit wirtschaftlichen Mitteln, zum Beispiel in Pakistan, wo sie gerade Stromversorgung aufbauen. Und ich finde, das ist einen Versuch wert.
Wir wissen nicht, ob das funktioniert, aber ich finde, das ist politisch unterstützenswert, wenn es ein paar transparente Spielregeln gibt. Und da müssten wir uns halt noch etwas mehr als bisher mit den Chinesen an einen Tisch setzen und sagen: Wo können wir euch unterstützen? Wie können wir da mitmachen? Auch wir legen ein bisschen Geld auf den Tisch, aber wir müssen uns auf ein paar gemeinsame Spielregeln einigen. Sonst funktioniert das nicht. Also, die Ausschreibungen müssen schon so sein, dass auch das eine und andere westliche Unternehmen da eine Rolle spielen kann. Es müssen ein paar Werte gesichert sein.
Aber das funktioniert zum Beispiel in Afrika schon sehr gut. Dort bekommen die Chinesen die meisten Weltbankprojekte inzwischen im Bereich der Infrastruktur. Und die Weltbank hat sehr, sehr strenge Auflagen. In den allerallermeisten Fällen werden diese Auflagen von den chinesischen Investoren vorbildlich erfüllt.
Neue Abhängigkeiten
Garber: Ja, aber China macht es ja nicht nur aus Menschenfreundlichkeit, dass sie in Afrika zum Beispiel Häfen bauen oder Eisenbahnlinien bauen, sondern das schafft doch eigentlich auch neue Abhängigkeiten. Denn viele gerade ärmere Länder können sich das ja eigentlich gar nicht leisten, was die Chinesen ihnen da hinstellen, und müssen dann stattdessen, weil sie kein Geld haben, als Sicherheit Land oder den Zugriff auf Bodenschätze bieten.
Sieren: Ja, aber wenn sie sich bei Ihrer Sparkasse verschulden, um ein Haus zu bauen, schafft das auch neue Abhängigkeiten. Trotzdem ist es in der Regel so, dass das Vermögen der Familie am Ende dadurch steigt, obwohl auch die Sparkasse dabei Geld verdient hat. Und genauso ist das in der Regel in Afrika. In der Regel ist das sinnvoll, macht es natürlich Sinn, eine Eisenbahn zu bauen zwischen Mombasa und Nairobi in Kenia, wo sieben, acht neue Bahnhöfe entstehen, wo die Menschen plötzlich sehr, sehr viel schneller von A nach B kommen. Das sind in der Regel sinnvolle Projekte. Und wir müssen uns schon mal die Frage stellen, zum Beispiel bei dieser Eisenbahn: Ja, wieso haben wir diese Eisenbahnlinie nicht errichtet? Wieso mussten 2017 und 2018 die Chinesen da kommen?
Also, da wäre ich ein bisschen vorsichtiger, sondern würde sagen, im Zweifel ist das etwas, was funktioniert. Und natürlich kriegen die Chinesen nicht nur Geld dabei, verdienen nicht nur Geld, sondern sie gewinnen auch an politischem Einfluss. Aber wenn das etwas ist, was den Menschen nützt, nur dann ist dieser Einfluss nachhaltig. Nur dann können sie langfristig mit diesen Ländern zusammenarbeiten. Und es hat ja jetzt auch schon Fälle gegeben in Afrika, wo sich dann Länder zusammenschließen und gesagt haben: Freunde, ihr könnt jetzt nicht immer eure Arbeiter mitbringen, ihr müsst lokalisieren. Und so passiert es im Moment, dass …
Garber: … auch einheimische Arbeiter Arbeit bekommen.
Sieren: Ja selbstverständlich. Aber das dauert natürlich ein bisschen. Jetzt ist diese Phase zu Ende, wo die ihre Arbeiter mitbringen. In Äthiopien werden riesige Fabriken gebaut in der Leichtindustrie, Schuhfabriken, Hemdenfabriken. Und da arbeiten da noch dreißig Chinesen und zweieinhalbtausend Äthiopier. Das haben die Chinesen mit uns ja auch gemacht. Die haben uns ja auch gezwungen zu lokalisieren, unsere Autos in China zu produzieren. Das heißt, die wissen genau, um was es da geht. Aber weil sie langfristig mit diesen Ländern zusammenarbeiten wollen, lenken sie dann ein. Und so ist das eine Geschichte, die im überwiegenden Teil Hand und Fuß hat.
Andere Spielregeln
Garber: Sie schreiben in Ihrer Analyse, dass nicht nur in Afrika, sondern auch bei uns tiefgreifende Veränderungen aus Chinas Aufstieg folgen, im Westen, hier in Deutschland „verändert er unser Leben“, schreiben Sie. Was wird sich an meinem Leben ändern, wenn China auf seinem Weg voran schreitet?
Sieren: Na ja, an Ihrem Leben wird sich zum Beispiel ändern, dass die deutsche Autoindustrie, die eine Säule der deutschen Wirtschaft ist, sehr, sehr schnell in Schwierigkeiten kommen kann, weil sie nicht mehr die richtigen Autos produzieren, weil sie die Elektromobilität verschlafen haben. Und das bedeutet natürlich dann, dass viele Arbeitsplätze in Gefahr sind. Das bedeutet unter Umständen weniger Steuereinnahmen. Und das kann dazu führen, dass Europa oder bzw. Deutschland wirtschaftlich schwächer wird.
Das sind dramatische Veränderungen. Die Elektroautos sind schon heute auf Augenhöhe mit den westlichen Elektroautos. Die Batterien gibt’s überhaupt nur noch in Asien, diese Technologie haben wir gar nicht, vor allem in China und in Südkorea. Es ist jetzt zum ersten Mal passiert, dass die Chinesen eine Fabrik in Deutschland gebaut haben, nämlich eine Batteriefabrik, oder dabei sind, mit einer Technologie, die wir gar nicht mehr selbst haben.
Also, das kann natürlich sehr, sehr schnell unser Leben verändern, weil, wenn man – das kennen wir auch aus unserer Geschichte – technologisch vorn ist, kann man natürlich auch alle möglichen anderen Spielregeln bestimmen. Da hat man natürlich dann die Macht, bestimmte Dinge durchzusetzen. Die Autoindustrie ist jetzt ein dramatisches Beispiel, aber es gibt viele andere Beispiele.
Garber: Da ist zum Beispiel die Digitalisierung. Sie schreiben, hier sollten wir Deutschen und Europäer sollten nicht so sehr auf die amerikanischen Internetriesen starren wie Google oder Facebook, sondern: „Was Präsident Xi entscheidet, ist viel wichtiger für uns als das, was Mark Zuckerberg“, also der Facebook-Chef, sich ausdenkt“. Warum?
Sieren: Natürlich, weil es auf der einen Seite nur um ein Unternehmen geht. Auf der anderen Seite geht es um Unternehmen und den Staat zusammen und um einen sozusagen viel, viel größeren Markt, der natürlich viel, viel mehr Gewicht hat.
Man sieht das ja schon beim Internetbezahlen, also über das Handy. Da sind ja die Chinesen sehr, sehr stark. Und das kommt jetzt nach Deutschland über eine Firma, die heißt Wirecard, die kein Mensch kennt oder fast niemand kennt. Diese Firma ist genauso viel wert schon wie die Deutsche Bank und hat vor einigen Wochen die Commerzbank aus dem DAX gekippt. Das sind sehr, sehr schnelle Veränderungen.
Deswegen müssen wir uns mit dem beschäftigen, was die Chinesen entwickeln. Und wir müssen uns damit beschäftigen, was die für Vorstellungen haben, damit wir unsere eigenen Vorstellungen dagegensetzen können.
Garber: Wir – ist das Deutschland, die EU?
Sieren: Das ist Deutschland, das ist auf jeden Fall die EU. Alleine schaffen wir das in Deutschland nicht. Wir müssen zusammenhalten auf EU-Ebene. Das muss endlich passieren. Sonst haben wir keine Chance.
Und das ist meine große Sorge. Wenn wir uns nicht mit China beschäftigen und glauben, na ja, die stolpern schon über ihre eigenen Füße, dann kann irgendwann der Punkt kommen, wo es zu spät ist und wo es für uns sehr, sehr viel schwieriger ist, unsere Werte und unsere Vorstellungen und unsere tolle Welt, auf die ich persönlich sehr stolz bin, in diese neue globale Weltordnung einzubringen. Nochmal: Von selber passiert das nicht mehr.
Garber: Wie sollen wir in Deutschland, wie soll Europa, ich sage jetzt mal bewusst nicht die EU, sondern Europa, reagieren auf diese Herausforderung?
Sieren: Na, indem man sich hinsetzt und überlegt, wie man mit China zusammenarbeiten möchte und zu welchen Bedingungen, und indem man sich hinsetzt und mit den Chinesen darüber spricht, eigene Positionen klar formuliert, indem man überhaupt erstmal in der Lage ist, eine einheitliche Position auf europäischer Ebene zu formulieren.
Es muss einen breiten Prozess geben, um eine Position zu finden. Aber es darf nicht sein, wenn man die Position gefunden hat, und das ist in Brüssel leider die Regel, dass dann alle hinterher nochmal oder viele hinterher nochmal kommen und sagen: Och, da mache ich nicht mit und ich habe es eigentlich anders gedacht und ich stelle mir das eigentlich so vor. – Das ist eine Haltung, das ist eine Vorstellung von Vielfalt, die uns schwächt, die uns lähmt. Und das muss aufhören. Das können wir uns nicht mehr leisten.
Die Rolle Russlands
Garber: Also, mehr Einigkeit in der EU. Meinen Sie, da sollte auch Russland irgendwie mit einbezogen werden?
Sieren: Also, ich bin der Meinung, dass es keine gute Idee ist, mit Sanktionen die Russen in die Arme der Chinesen zu treiben. Russland ist doch kulturell am Ende ein Teil Europas. Vielleicht ist es klüger und auch geschickter, Russland einzubinden. Und vielleicht kann man dann eher auch mal kritische Töne äußern. Vielleicht kann man dann auch eher was verändern, wenn man in einem Boot sitzt, als wenn man sozusagen von außen Druck aufbaut. Das haben wir ja gesehen in den letzten Jahren. Die Sanktionen haben nicht dazu geführt, dass Russland schwächer wird, dass Putin schwächer wird. Er ist im Grunde stärker denn je. Er ist stärker als vor den Sanktionen.
Garber: Werde ich oder wird spätestens mein Sohn eines Tages in einem Deutschland, in einem Europa aufwachen, das wirtschaftlich und auch zivilisatorisch von China dominiert wird wie einst Westdeutschland von den USA oder die DDR durch die Sowjetunion?
Sieren: Das hängt von Ihnen ab. Das hängt davon ab, wie Sie sich mit dieser Herausforderung beschäftigen. Das hängt davon ab, wie Sie ihre Chancen nutzen. Das hängt davon ab, wie überzeugend Sie ihre Stärken vertreten. Das ist ja der entscheidende Punkt. China wird aufsteigen. Das ist völlig klar. Die Frage ist: Werden wir uns innerhalb dieser neuen Weltordnung behaupten?
Garber: Vielen Dank für das Gespräch.
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Ich stehe dazwischen und nehme alles wahr. Oder auch nicht. Manches zieht an einem in einem rasendem Tempo vorbei.
„Brexit“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Als Kurzform für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union ist weltweit das Kunst- und Kofferwort Brexit etabliert – eine Verschmelzung von British und exit(deutsch Austritt).
Nach Auftauchen des Wortes „Grexit“ im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurde eine Reihe ähnlicher Begriffe gebildet,[9] vorrangig durch Printmedien. Während sich „Grexit“ nur auf einen eventuellen Austritt Griechenlands aus dem Euro-Währungsraum bezieht, verweisen „Brixit“ und „Brexit“ auf einen Austritt aus der EU.[10]
In der Blogosphäre gilt der 15. Mai 2012 als Tag der Ersterwähnung des Begriffs „Brexit“. Der Gründer des Londoner Instituts „Influence Group“ Peter Wilding verwandte ihn in seinem Artikel „Britain, a referendum and an ever-closer reckoning“ im Portal blogactiv.eu der Online-Zeitschrift Euractiv.[11]
Als Variation tauchte anfänglich das Kunstwort „Brixit“ auf, eine der frühesten Quellen ist der Artikel „A Brixit looms“ im Blog der Zeitschrift The Economist aus dem Juni 2012.[12] Letzthin setzte sich die Version „Brexit“ in den Printmedien, im Rundfunk und in der Umgangssprache durch.
Schon wenige Jahre nach dem Erscheinen der Neuschöpfung führte das Wörterbuch Dudendas Lemma „Brexit“ im allgemeinen Wortschatz auf. Der Duden ordnet es als Politikjargonein.[13]
Brexit-Fürsprecher wurden und werden gelegentlich „Brexiteers“[14] oder „Leavers“ genannt, Brexit-Gegner „Remainers“ sowie abwertend „Remoaners“ oder „Bremoaners“.[15]
Chronik des Brexits[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 20. Februar 2016: Der britische Premierminister David Cameron gibt den Zeitpunkt des Referendums bekannt, das über einen Austritt aus der EU entscheidet.
- 13. April 2016: Eine Wahlkommission erkennt zwei Vereinigungen als die führenden Kampagnen-Organisationen an, nämlich Vote Leave und Britain Stronger in Europe.
- 23. Juni 2016: Das Referendum über einen möglichen Austritt von Großbritannien aus der EU findet statt. Mit 52 % der abgegebenen Stimmen entscheiden sich die Wähler für einen Austritt.
- 24. Juni 2016: Der britische Premierminister Cameron kündigt seinen Rücktritt für Oktober 2016 an.
- 13. Juli 2016: Die ursprüngliche Brexit-Gegnerin Theresa May wird zur neuen Premierministerin ernannt. Der Brexit-Befürworter David Davis wird britischer Minister für den Austritt aus der Europäischen Union.
- 1. Februar 2017: Das britische Unterhaus beschließt ein Brexit-Gesetz, das die britische Regierung dazu ermächtigt, einen Austrittsantrag aus der EU zu stellen.
- 1. März 2017: Das britische Oberhaus stellt zum Brexit-Gesetz einen Änderungsantrag.
- 13. März 2017: Das Unterhaus verweigert den Änderungsantrag zum Brexit-Gesetz. Das Oberhaus akzeptiert das ursprüngliche Brexit-Gesetz.
- 29. März 2017: Offizieller Austrittsantrag Großbritanniens an die EU nach Artikel 50. Großbritannien und die restliche EU haben ab diesem Zeitpunkt zwei Jahre Zeit, über die Austrittsmodalitäten zu verhandeln.
- 18. April 2017: Vorgezogene Neuwahlen für das britische Unterhaus werden angekündigt.
- 8. Juni 2017: Vorgezogene Neuwahlen für das britische Unterhaus.
- 15. Dezember 2017: Der Rat der Europäischen Union beschließt, in die Zweite Verhandlungsrunde einzutreten. Er hatte dazu festgestellt, dass die erforderlichen Fortschritte zu den Punkten Austrittsbetrag, Bürger im Ausland sowie irische Grenze erreicht worden waren.
- 20. Juni 2018: Das britische Austrittsgesetz tritt in Kraft. Es sorgt dafür, dass nach dem Austritt die europäischen Regeln zu britischen Regeln werden, so dass Großbritannien sie nach Belieben abändern kann.
- 13. November 2018: Die Europäische Kommission veröffentlicht einen Notfallplan dafür, falls das Königreich ohne Abkommen austritt.
- 14. November 2018: Die Europäische Kommission und die britische Regierung präsentieren einen offiziellen Entwurf für ein Austrittsabkommen.
- 16. November 2018: Stephen Barclay wird britischer Minister für den Austritt aus der Europäischen Union.
- 25. November 2018: Der Europäische Rat (die Regierungschefs der EU sowie der Ratspräsident) billigt den Text des Austrittsabkommens als Verhandlungsergebnis. Als nächste Schritte sollen die Abstimmungen des Parlaments des Vereinigten Königreichs und des Europäischen Parlaments folgen.
- 10. Dezember 2018: Die britische Regierung setzt eine Abstimmung zum Abkommen im Unterhaus ab, die am 11. Dezember hätte stattfinden sollen. May befürchtet eine Niederlage und bemüht sich in der Folge vergeblich um weitere Zugeständnisse der EU.
- 15. Januar 2019: Das Unterhaus entscheidet sich gegen das vorgebrachte Austrittsabkommen (432 Nein- zu 202 Ja-Stimmen). Die Zustimmung des Europäischen Parlaments erübrigt sich dadurch.
- 12. März 2019: Das Unterhaus entscheidet sich erneut gegen das vorgebrachte Austrittsabkommen (391 Nein- zu 242 Ja-Stimmen). Die Zustimmung des Europäischen Parlaments erübrigt sich dadurch erneut.
- 13. März 2019: Das Unterhaus lehnt einen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs ohne Abkommen ab (321 Ja- zu 278 Nein-Stimmen), nachdem durch einen zuvor angenommenen Änderungsantrag (312 Ja- zu 308 Nein-Stimmen) die zeitliche Einschränkung aus dem Hauptantrag entfernt wurde.
- 14. März 2019: Das britische Unterhaus lehnt eine zweite Volksabstimmung über den Verbleib in der EU ab (85 Ja- zu 334 Nein-Stimmen). Des Weiteren lehnt das Unterhaus ab, dass das Parlament anstelle der Regierung die Tagesordnung des Parlaments bestimmt (312 Ja- zu 314 Nein-Stimmen).[16] Ein Antrag der Regierung, dass sie beauftragt wird, mit der EU um eine Verschiebung des Austrittstermins um mindestens drei Monate zu verhandeln, wird angenommen (412 Ja- zu 202 Nein-Stimmen).[17]
- 20./21. März 2019: Die britische Premierministerin May bittet die Europäische Union um einen Brexit-Aufschub bis zum 30. Juni 2019[18] und einigt sich mit dem Europäischen Rat auf eine Verschiebung bis mindestens zum 12. April.
Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Vereinigte Königreich gehörte nicht zu den Unterzeichnern der Römischen Verträge, mit denen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1957 gegründet wurde, und war stattdessen 1960 Mitbegründer der konkurrierenden[19] Europäischen Freihandelsassoziation EFTA.
“Ich fühle ein Verlangen danach, meine ganze Wirklichkeit zu spüren!”
"Je sens le désir de ressentir toute ma réalité!"
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Johanna Walser (* 3. April 1957 in Ulm) ist eine deutsche Schriftstellerin und literarische Übersetzerin.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Johanna Walser ist eine Tochter des Autors Martin Walser. Sie wuchs in Friedrichshafen und in Überlingen am Bodensee auf. Ab 1982 studierte sie Germanistik und Philosophie in Berlinund Konstanz.
Johanna Walser ist Verfasserin von psychologischen Skizzen und Miniaturen; daneben übersetzt sie aus dem Englischen und Französischen, häufig in Zusammenarbeit mit ihrem Vater. Sie erhielt u. a. 1982 den Luise-Rinser-Preis und 1993 ein Villa-Massimo-Stipendium.
Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
als Autorin
- Vor dem Leben stehend. Prosastücke, 1982. Neuausg. Edition Isele, Eggingen 2010, ISBN 978-3-86142-481-9.
- Versuch, da zu sein. Prosa. 2. Aufl. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-596-22395-4.
- Bodensee. Die vier Jahreszeiten. Stadler Verlag, Konstanz 1997, ISBN 3-7977-0359-7(zusammen mit Hella Wolff-Seybold)
- Am Wasser. Bilder. Sanssouci Verlag, Zürich 2000. ISBN 3-7254-1170-0 (Bildband, zusammen mit Quint Buchholz, Photographien, und Martin Walser, Text).
Übersetzerin
- David Almond: Zeit des Mondes („Skelling“). Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1999, ISBN 3-473-34365-X (zusammen mit Martin Walser).
- Jean-Christian Knaff: Adam Elefant. Middelhauve, München 1994, ISBN 3-7876-9361-0(zusammen mit Martin Walser).
- Jean-Christian Knaff: Manhattan. Ein Bilderbuch. Middelhauve, München 1993, ISBN 3-7876-9360-2 (zusammen mit Martin Walser).
- Molière: Der eingebildete Kranke („Le malade imaginaire“). Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1987, ISBN 3-458-32714-2 (zusammen mit Martin Walser).
- Harold Pinter: Die Zwerge. Roman („The dwarfs“). 3. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2005, ISBN 3-499-13265-6.
- Colin Thompson: Wenn Sally fliegt („Falling angels“). Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2001, ISBN 3-473-33797-8 (zusammen mit Martin Walser).
- Chris Van Allsburg: Die süßeste Feige. Ein Bilderbuch („The sweetest fig“). Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1995, ISBN 3-473-33362-X (zusammen mit Martin Walser).
- Oscar Wilde: Märchen zwischen Tag und Traum („Stories for children“). Kinderbuchverlag, Berlin 1994, ISBN 3-358-02126-2.
"Je sens le désir de ressentir toute ma réalité!"
“...möchte nur noch lauschen, möchte ganz still sein, so still,” ...ich möchte die Uhr zurückdrehen, wieder das Haus in Wullersdorf haben, meinen Traum von der Villa auf Hvar, und Jo ekambi Tongo so glücklich, wie damals, möchte wieder davon träumen, daß er noch einen Comeback feiern kann, und ich ihm helfe. Möchte davon träumen, daß wir mit Rozine befreundet sind, und das ich genug Geld habe um Hados Erbe anzutreten. Ich möchte davon träumen, daß Demokratie herrscht auf der ganzen Welt. Das die Menschenrechte für alle gelten, und das wir Spaß am Leben haben. Das niemand hungern muß, das alle Gefängnisse verboten sind. Und ich träume davon, daß jeder frei wie ein Vogel herumfliegen darf und machen kann, was er will. Denken darf, wie er möchte und glauben darf, wie er will. Das Männer keine Kriege mehr führen und keine Kinder und Frauen mehr unterdrücken. Ich träume von der digitalen Revolution, als Bonus. Das wir wieder Freude am zu Fuß gehen haben. das sich die Welt entschleunigt.
Der Begriff Digitale Revolution bezeichnet den durch Digitaltechnikund Computer ausgelösten Umbruch, der seit Ausgang des 20. Jahrhunderts einen Wandel nahezu aller Lebensbereiche bewirkt und der in eine Digitale Welt führt, ähnlich wie die industrielle Revolution 200 Jahre zuvor in die Industriegesellschaft führte. Deshalb ist auch von einer dritten industriellen Revolution die Rede oder in technischer Hinsicht von mikroelektronischer Revolution.
Die mit der Digitalen Revolution einhergehenden Veränderungen in Wirtschafts- und Arbeitswelt, in Öffentlichkeit und Privatleben vollziehen sich in großer Geschwindigkeit überall dort, wo die materiellen Voraussetzungen für Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten der fortschreitenden Digitalisierung bestehen. Neue Medienbeeinflussen zunehmend Kommunikationsverhalten, Sozialisationsprozesse und Sprachkultur. Anwendungsbereiche und Entwicklungspotenziale von künstlicher Intelligenzgehören zu den Trends und offenen Zukunftsfragen der Digitalen Revolution.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklungsdynamik und Trends[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weitgehend unstrittig ist heute die Verwendung des Revolutionsbegriffs für gravierende Kontinuitätsbrüche, die nicht nur Technik und Wirtschaft berühren, sondern alle Lebensbereiche umwälzen, wie das schon Friedrich Engels für die industrielle Revolution formulierte: eine „Revolution, die zugleich die ganze bürgerliche Gesellschaft umwandelte“.[1]Doch während die industrielle Revolution heute im Wesentlichen durch eine lange Periode außergewöhnlichen wirtschaftlichen Wachstums definiert wird,[2] gingen die Wachstumsraten in wichtigen OECD-Ländern und weltweit seit den 1970er Jahren und verstärkt seit 1995 zurück.[3]
Wenn man als Revolutionstreiber die weitreichenden informationstechnologischen Durchbrüche im Vorfeld und zu Beginn des 21. Jahrhunderts ansieht, wie das Manuel Castells mit seinem Begriff des informationellen Kapitalismus und viele andere tun, stellt sich die Frage, warum sich diese Revolution ausgerechnet in einer Phase stagnierender und sinkender Wachstumsraten abgespielt haben soll bzw. noch abspielt. Darauf gibt es verschiedene Antworten: Zum einen kann die Digitale Revolution in der Produktionstechnikals Versuch verstanden werden, angesichts gesättigter Massenmärkte und hoher Rohstoff- und Energiekosten (Ölpreiskrisen 1973 und 1979/80) sowie sinkender Kapitalrenditen auch in Hochlohnländern flexibler, kundenorientierter, material- und energieeffizienter und damit arbeits- und kapitalsparend zu produzieren (v. a. durch Ersetzung von mechanischer und analoger Technik mittels digitaler Technik, durch Miniaturisierung und Integration von Bauteilen, durch einen steigenden Informations- und einen sinkenden Rohstoffanteil in den Produkten usw.) und gleichzeitig rascher auf neue Bedürfnisse zu reagieren. Das ist durchaus mit einer sinkenden Investitionsquote vereinbar: Weltweit sank diese bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt von etwa 23–25 % in den 1970er Jahren auf unter 20 % nach 2008,[4] was dennoch zu höheren Unternehmensprofiten führte.
Zum anderen werden viele Leistungen der digitalen Wirtschaft nicht vollständig in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgebildet, u. a. die Arbeit der Kunden, die bei der Leistungserstellung immer stärker kostenlos mitwirken (z. B. bei einer Flugbuchung, bei Umfragen oder bei der Konfiguration von Produkten). Hinzu kommen die sinkenden Distributionskosten für digitale Produkte über Netze, die tendenziell gegen Null gehen.[5] Alle diese Faktoren tragen zur Erhöhung der Unternehmensgewinne trotz relativ sinkender Wachstumsraten bei.[6] Auch der (Gratis-)Nutzen der von privaten Akteuren preisgegebenen Informationen und von ihnen erstellten Wissensbasen im Netz (z. B. der Nutzen Wikipedia) wird in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht abgebildet.
Drittens berührt die Digitale Revolution – anders als die industrielle Revolution mit ihren langfristigen Auswirkungen auf Städtebau, Hygiene, Arbeitsschutz usw. – die Gesundheit und Lebenserwartung der Menschen bisher kaum in direkter Form; sie ist auch mit einer stagnierenden oder schrumpfenden Bevölkerungsentwicklung und in deren Folge mit demographisch bedingten geringeren wirtschaftlichen Wachstumsraten vereinbar (z. B. mit einer langjährigen Dauerstagnation in Japan trotz fortschreitender Digitalisierung).
Schließlich werden durch die Substitutionskonkurrenz der digitalen Branchen traditionelle Branchenstrukturen und vor allem viele nur lokal operierende Unternehmen zerstört; deren Umsätze gehen schneller verloren als in den neuen Branchen Umsatz und vor allem Gewinn generiert wird. Wichtige Akteure dieser Entwicklung sind vor allem rasch expandiere Born Globals, die durch das Internet die Möglichkeit haben, ihre Aktivitäten und Marktanteile auch ohne internationale Niederlassungen global auszuweiten und so Investitionsrisiken, Mobilitäts- und Vertriebskosten zu senken.
All das entspricht durchaus dem Schumpeterschen Modell einer schöpferischen Zerstörung, führt jedoch nicht mehr zwingend zu messbarem volkswirtschaftlichen Wachstum, sondern vor allem zu massiven Strukturverschiebungen, die in ihrer Reichweite vermutlich mit dem Übergang von der agrarischen zur industriellen Gesellschaft vergleichbar sind. Zugespitzt kann man sagen, dass die Digitale Revolution dazu führt, dass aufgrund einer zunehmenden Entmaterialisierung der Produktion und vor allem von Dienstleistungen Unternehmensgewinne auch ohne gesamtwirtschaftliches Wachstum steigen können. Sie wirkt also dem von Karl Marx angenommenen Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrateentgegen und führt weiterhin dazu, dass die Lohnquote seit Mitte der 1980er Jahre sinkt, da durch Verbilligung der Investitionsgüter die Schwellen für die Ersetzung von Arbeitskraft durch digitale Technologie gesunken sind. Eine Aufteilungsquote von 70 % Lohneinkommen zu 30 % Kapitaleinkommen war viele Jahre lang bis in die 1970er Jahre konstant. John Maynard Keynes sprach in diesem Zusammenhang von einem „ökonomischen Wunder“. Diese Aufteilungsregel gilt heute nicht mehr: Derzeit (2015) beträgt die weltweite Lohnquote nur noch 58 %, was begleitet ist von einer Schwächung der Angebotsposition der Arbeitnehmer.[7] Ein Gesamtbild muss jedoch alle Sektoren der Gesellschaft in den Blick nehmen und fragen, wie deren Entwicklung mit der Digitalen Revolution verknüpft ist.
Eine angebotsgetriebene Revolution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Unabhängig von der Frage, wie sich die Digitale Revolution in wirtschaftlichen Kerndaten ausdrückt und ob ihr Nutzen in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung überhaupt einen Ausdruck findet, ist aus technischer Perspektive zu konstatieren, dass der Prozess der technologischen Transformation bisher fast exponentiell expandiert, und zwar nicht nur durch die Zunahme der Rechen-, Speicher- und Kommunikationskapazitäten, sondern „aufgrund seiner Fähigkeit, durch digitale Sprache eine Schnittstelle zwischen technologischen Bereichen zu schaffen, in der Informationen erstellt, gespeichert, aufgerufen, verarbeitet und weitergeleitet werden können.“[8] Die Verbindung eingebetteter Softwaresysteme zur sensorgestützten Überwachung und Steuerung der physischen Realität mit globalen digitalen Netzinfrastrukturen (dem Cyberspace) erlaubt vielfältige Applikationen und Problemlösungen mit hohem wirtschaftlichen Potential und starker Innovationskraft: Angebotsseitig entstehen immer mehr Nutzungs- und Verknüpfungsmöglichkeiten von Daten, die neue Geschäftsmodelle ermöglichen, während bisherige Medien- und Technologiebrüche und damit verbundene Tätigkeiten der Datenerfassung und -transformation entfallen. Man kann daher sagen, dass die Digitale Revolution weitgehend angebots-, nicht nachfragegetrieben abläuft, weil immer mehr flexible Nutzungsmöglichkeiten von immer mehr potenziellen Anwendern „entdeckt“ und kostensenkend und profitsteigernd genutzt werden.
So war durch die Existenz einer miniaturisierten, leichtgewichtigen und integrierten Steuerungstechnik, deren Entwicklung in den 1950er und 1960er Jahren vor allem von der Nachfrage des Militärs nach Raketen mit großer Nutzlast getrieben war,[9] seit den 1970ern angesichts einer weltweiten Wachstumskrise plötzlich die Möglichkeit gegeben, arbeits- und kapitalsparende flexible Steuerungstechnologien (Speicherprogrammierbare Steuerungen) in Werkzeugmaschinen, Robotern und bei anderen zivilen Anwendungen einzusetzen.
Die Digitalisierung von Informations- und Kommunikationsprozessen führte aber auch zu einer Informationsexplosion auf der Angebotsseite, die sich bei den Nutzern zum Teil als Informationsüberflutung niederschlägt. Vor allem die weltweiten Telekommunikations- und Informationsspeicherkapazitäten pro Kopf sind in den zwei Jahrzehnten zwischen 1986 und 2007 zwischen 23 % und 28 % pro Jahr gewachsen[10] (zum Vergleich: bei den jährlichen Wachstumsraten der Weltwirtschaft geht es regelmäßig um Prozentzahlen im oft niedrigen einstelligen Bereich).
Es wird angenommen, dass es im Jahr 2002 das erste Mal möglich war, mehr Informationen digital als im Analogformat zu speichern,[11] ein Anhaltspunkt für den Beginn des „Digitalen Zeitalters“. Die fast vollständige Digitalisierung der weltweit gespeicherten Informationsmenge vollzog sich in weniger als 10 Jahren während des Jahrzehnts um die Millenniumswende.[12] Die weltweite Telekommunikationskapazität (bidirektionaler Informationsaustausch) war bereits 1986 zu 20 %, 1993 zu zwei Dritteln (68 %), und im Jahr 2000 zu 98 % digitalisiert.[11] Die globale Broadcast und Rundfunkkapazität hingegen (unidirektionale Informationsübermittlung), blieb demgegenüber zurück: Im Jahre 2007 waren erst 25 % digital.[11]
Die Leistungsfähigkeit der Computerchips wächst in der dem Mooreschen Gesetzentsprechenden Weise immer schneller, indem die vorgenommenen Verbesserungen sich vervielfachen und die Leistungsfähigkeit der Technologie sich etwa alle zwei Jahre verdoppelt. Binnen 40 Jahren ist die Leistung von Mikroprozessoren, so Jaron Lanier, millionenfach erhöht worden. „Niemand weiß, wie lange sich dieser Prozess fortsetzen lässt.“[13]
Im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium arbeitet unterdessen die gleichfalls digital basierte Forschung zur künstlichen Intelligenz, deren Anwendungsbereiche sich unter anderem bereits auf Handschriften- und Gesichtserkennung, auf Spracherkennung und Sprachassistenz erstrecken. Welche Formen und Spielarten künstlicher Intelligenz weiterhin realisiert werden, bleibt eine der offenen Zukunftsfragen wissenschaftlicher Forschung und menschlicher Existenz. Allerdings erlebt der Mensch heute erstmals das Ausmaß und die Bedeutung des technischen Fortschritts selbst zu seinen eigenen Lebzeiten in dramatischer Form – man denke nur an die verschiedenen Formen der Speicherung und Wiedergabe von Musik seit 1970, die zur Obsoleszenz mehrerer Mediengenerationen führten.
Technische Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Grundlage der Digitalen Revolution ist der Mikrochip (integrierter Schaltkreis), der unter anderem die Einführung der flexiblen Automatisierung in der Produktion und mittels vernetzter Rechner den Aufbau des Internets ermöglichte. Mit der Computerisierung einher ging der Trend, Arbeitsprozesse durch elektronische Datenverarbeitung stärker zu rationalisieren. Seit den 1980er Jahren wurden Computer nicht nur in Beruf und Forschung, sondern vermehrt auch im privaten Bereich genutzt. Grafische Benutzeroberflächen und Computermaus, fortgeschrittene Betriebssysteme, Softwareentwicklungen und Computerspiele erweiterten die Verwendungsmöglichkeiten und den Nutzerkreis der neuen Technologie, die nun auch miniaturisiert im Smartphone oder Stick-PC eingesetzt wird.
Ausgangspunkt der digitalen Entwicklung waren die Turingmaschine und die ihr in den 1940er Jahren nachfolgenden Rechenmaschinen. Steuerungen in der Raumfahrt ab den 1960er Jahren wurden mit Hilfe von Rechnern überhaupt erst möglich.[14] Ende 1969 wurden erste Taschenrechner hergestellt.
Als PC wurde der Computer (Apple II) ab 1977 allgemein halbwegs erschwinglich; jedoch löste er in den Unternehmen nur sehr langsam die Großrechnertechnik bzw. die Mittlere Datentechnik ab. Einen kommerziellen Durchbruch brachte erst die Bereitstellung billiger Standardsoftware für Büroanwendungen. In den 1980er Jahren kamen das Global Positioning System (GPS), die CD, bildgebende Verfahren und Kernspintomographie hinzu, in den 1990er Jahren das Mobiltelefon, der Roboter, das Internet, die DVD und Computeranimationen, insbesondere für Simulationen und in der Filmkunst. 1996 konnte der Großrechner Deep Blue erstmals den amtierenden Schachweltmeister in einer Partie schlagen. Es folgten Digitalkamera, digitale Videokamera, Digitalfernsehen, Digitalradio, Navigationssystem, RFID, Drohnen, selbstfahrende Autos.
Manche Zukunftprojektion der Digitalen Revolution schließt die Erwartung einer technologischen Singularität ein, eines Entwicklungsstadiums, in dem die künstliche Intelligenz fähig wäre, von sich aus technischen Fortschritt hervorzubringen.[15]
Wirtschaft und Arbeitswelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Computer und Internet sind nicht nur in Dienstleistungssektor und Industrie, sondern teilweise selbst in der Agrarwirtschaft wichtiger Bestandteil des heutigen Arbeitslebens. Durch die Einführung des PC sank in den 1980er und 1990er Jahren die Zugangsschwelle zum Markt für viele kleine Unternehmen. Heute spielt der Mobilfunk eine ähnliche Rolle für Kleinproduzenten in Entwicklungsländern, die durch den Netzzugang ihre Marktchancen besser ausloten können.[16]
Durch Digitalisierung und Vernetzung wird auch die Abgrenzung des Systems „Unternehmen“ nach außen durchlässiger. Arbeit wird dadurch innerhalb und außerhalb der formalen Grenzen der Unternehmen austauschbar. Der Sitz von Kontroll- und Entscheidungszentren der Unternehmen wird weitgehend frei wählbar, wobei das gewachsenene Systems der Regulation von Arbeit teilweise obsolet wird.[17]
Die Digitalisierung erleichtert die großräumige Verlagerung von Produktionsstandorten und Arbeitsplätzen im Zuge der Globalisierung. So können z. B. Farben an Textilmustern elektronisch vermessen werden und die Daten an Farbmischmaschinen an entfernten Standorten weitergegeben werden, wodurch das Hin- und Herschicken von Proben entfällt. Auch im Dienstleistungsbereich lassen sich Arbeitsplätze nun dislozieren (Telearbeit). In Konstruktionsabteilungen beispielsweise wird eine mehrere Kontinente übergreifende Arbeitsverteilung praktikabel, die auf der Basis der globalen digitalen Kommunikationsnetze eine „Rund-um-die-Uhr-Produktivität“ ermöglicht: „Dadurch, dass irgendwo auf der Welt immer ein Teil der Firma wach und am Arbeiten ist, kann jederzeit an den Produkten weitergearbeitet werden. Zuerst die in Asien oder Australien lebenden Mitarbeiter, gefolgt von den Europäern und Afrikanern, bevor dann die Kollegen in Nord- und Südamerika weitermachen.“[18]
Für die Beschäftigten und Heranwachsenden besonders in den technologisch fortgeschrittenen Staaten erzeugt die Digitale Revolution neue Herausforderungen hinsichtlich der beruflichen Qualifikation und der Flexibilität im Erwerbsleben. Kaum ein jüngerer Mensch werde sein Berufsleben noch nach dem Muster der klassischen Erwerbsbiographie vorheriger Generationen verbringen, so Beckedahl und Lüke: „Der einmal erlernte Beruf ändert sich unter den Händen der Arbeitenden.“ Wer in den 1970er Jahren Informatik studiert habe oder in der Industrie ausgebildet worden sei, finde sich in einer völlig umgestalteten Arbeitswelt wieder, ebenso wie der Paketbote, Biologe oder Romanautor. „Mal ist es die Digitalisierung der Arbeitsmittel wie der programmierten CNC-Fräsen, mal der Einzug der Robotik in die Autoindustrie, dann die Vernetzung der wissenschaftlichen Gemeinschaft über den ganzen Globus hinweg oder auch der Einzug der Navigationsgeräte in die Taxen.“[19] Dieter Balkhausen führte in seinem Buch Die Dritte Industrielle Revolutionbereits 1978 aus, bis Ende der 1980er Jahre würden sich 50 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland durch die Mikroelektronik verändern.[20]
Auch auf die Einkommensverteilung und die soziale Ungleichheit im globalen Maßstab hat die Digitalisierung einen deutlichen Einfluss. Der Wirtschaftsberater und Investor Benedikt Herles[21] zeichnet ein düsteres Bild von der Lage der Mittelschichten in den alten Industrieländern: Durch die Digitalisierung wurde die globale Verlagerung von Produktionsstätten und Arbeitsplätzen möglich, und künftig übernehmen Algorithmen wichtige Einzelentscheidungen, für die heute noch zahlreiche qualifizierte Kräfte benötigt werden.
Beträchtlich durchgewirbelt von den mit der Digitalen Revolution verbundenen neuen Möglichkeiten präsentieren sich Banken und Finanzwelt, deren digitale Vernetzung in den 1980er Jahren begann. Immer leistungsstärkere Server gelangen seither zum Einsatz. Zu den jüngeren Entwicklungen im digitalisierten Finanzsektor zählt der umstrittene Hochfrequenzhandel auf der Basis programmierter Algorithmen, bei dem Rechnerkapazitäten und Datenübertragungsgeschwindigkeit für die Gewinnaussichten maßgeblich sind.[22]
Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee von der MIT Sloan School of Management nahmen frühere optimistische Vorannahmen zu den wirtschaftlichen Folgen der Digitalisierung 2015 teilweise wieder zurück: „In den 80er Jahren geriet das Wachstum des durchschnittlichen [US-]Haushaltseinkommens ins Stottern. In den vergangenen 15 Jahren war es sogar negativ. Inflationsbereinigt verdient ein amerikanischer Privathaushalt in der Mitte der Einkommensverteilungskurve heute weniger als 1998 – selbst unter Berücksichtigung von Veränderungen der Haushaltsgröße. Auch das Beschäftigungswachstum in der Privatwirtschaft hat nachgelassen [...] Dieses Phänomen bezeichnen wir als die große Abkopplung. [...] Der gesamtwirtschaftliche Reichtum im Sinne von Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Produktivität setzt den Aufwärtstrend fort, während es mit dem Einkommen und den Karriereaussichten für die typischen Arbeitnehmer bergab geht. So etwas haben wir noch nie erlebt seit 30 Jahren.“ Dieser Trend gelte auch für Schweden, Finnland und Deutschland, wenn auch nicht im gleichen Maße wie in den USA. „Die Mittelschicht wird weiter schrumpfen, Wachstum werden wir ganz unten und ganz oben erleben. Brillante Manager, Unternehmer, Investoren und Schriftsteller profitieren. Yo-Yo Ma wird wohl kaum demnächst durch einen Roboter ersetzt werden, aber die Nummer 100 unter den Cellisten dieser Welt würde ich zumindest aus finanzieller Sicht nicht sein wollen.“[23]
Nach Auffassung des US-Ökonomen Jeremy Rifkin wird die digitale Revolution langfristig zu höherer Arbeitslosigkeit führen: „Wir sind mitten in einer Umwälzung, die die industrielle Revolution noch übertrifft. Durch die ersten Mechanisierungsschübe verloren Millionen von Menschen ihre Jobs und wanderten vom Land in die Städte, um dort mit den Maschinen zusammen zu arbeiten. Aber die Computer und Informationstechnik von heute machen immer mehr Menschen ganz überflüssig. Selbst die billigste menschliche Arbeitskraft ist teurer als die Maschine.“[24] 3,4 Millionen Stellen sollen in den kommenden fünf Jahren (Stand 2018) nach Angaben des Branchenverbands Bitkom in Deutschland allein durch die Digitalisierung der Arbeitswelt wegfallen. „Angesichts von aktuell knapp 33 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entspräche das mehr als jeder zehnten Stelle. Jedes vierte Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern sieht sich durch die Digitalisierung gar in seiner Existenz bedroht. Dies geht aus einer Umfrage des Verbands unter 500 Unternehmen quer durch alle Branchen hervor“[25]. Für dieses Phänomen wurde der Begriff Jobless growth (beschäftigungsfreies Wachstum) geprägt.
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), entwickelte 2016 einen „Job-Futuromaten“, der u. a. die künftigen Automatisierungspotentiale einzelner Berufe prognostiziert. Für Bäcker wie für Anlagenmechaniker beispielsweise werden damit zwischen 91 und 100 Prozent Automatisierbarkeit vorhergesagt. „Ähnlich stark gefährdet sind laut dem Programm : Steuerfachangestellte, Buchhalter, Kassierer, Korrektoren und Gabelstapelfahrer.“[26] Unter dem Eindruck solcher Zukunftsszenarien argumentiert ein Teil der Befürworter eines Grundeinkommens.
Ökologische Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am Beispiel der Smartphones und ähnlicher mobiler Geräte werden die ökologischen Aspekte problematisiert. So entstehen durch die Geräteproduktion, die kurzen Innovationszyklen und die damit verbundene Wegwerfmentalität (siehe Elektroschrott) erhebliche Umweltprobleme, beispielsweise auch bei der Verwendung der Metalle der Seltenen Erden. So urteilte 2014 Eva Wolfangel, Mitarbeiterin bei Spektrum der Wissenschaft:[27] „An Handys und Tablet-PCs ist nichts nachhaltig.“ Das für die Herstellung der Lithium-Ionen-Akkus notwendige Metall Lithium hat an der Erdkruste einen Anteil von nur etwa 0,006 %;[28] seine Gewinnung ist wegen der stark streuenden Fundorte schwierig.[29]
Auswirkungen auf Gesellschaft und Individuen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben Wirtschafts- und Arbeitsleben unterliegen auch viele andere Bereiche des privaten, sozialen und öffentlichen Lebens den von der Digitalen Revolution hervorgerufenen Veränderungen und Folgewirkungen. Dies betrifft zwischenmenschliche Interaktionsformen ebenso wie zum Beispiel Mediennutzung, Bildungswesen und wissenschaftliches Forschen.
Informationsnutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Internet und neue Medien versetzen alle mit einem anschlussfähigen Gerät Ausgestatteten in die Lage, nahezu überall auf der Welt jederzeit Informationen aller Art aus den elektronischen Netzwerken abzurufen oder eigene Impulse und Beiträge zu versenden. Das in pluralistischen politischen Systemen verfassungsrechtlich verbürgte Grundrecht auf Informations- und Meinungsfreiheit[30] wird – so gesehen – in der Digitalen Revolution auf ein erweitertes Fundament gestellt. Anwendungsbereiche wie Telearbeit, Telebanking und Elektronischer Handel bieten den Nutzern eine Vielzahl neuer Optionen hinsichtlich Zeiteinteilung und Alltagsgestaltung in den elektronisch mediatisierten Kommunikationsräumen.[31]
Wandel der Kommunikationsweisen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anders als im unmittelbaren Kontakt face to face ist die Kommunikation mit Interaktionspartnern unter elektronischen Bedingungen allerdings von eingeschränkten Wahrnehmungs- und Kontrollmöglichkeiten mitbestimmt, etwa Mimik, Gestik und Tonfall betreffend, und kann unter diesen Umständen einen unverbindlichen, anonymen Charakter annehmen. So bleibt es fraglich, ob bzw. auf welche Weise hierbei Verbindlichkeit oder Beziehungsnähe und -wärme entstehen können.[32] Diese Defizite können teilweise durch Metakommunikation (z. B. Emoticons) ausgeglichen werden.
Gleichzeitig erweitert sich der Kommunikationsradius erheblich. Das erlaubt die Etablierung globaler Communities (z. B. internationaler Interessengemeinschaften, Identitätsgruppen oder NGOs) oder privater grenzüberschreitender Informationsnetzwerke bereits mit relativ geringem Aufwand. Internet und Mobiltelefonie werden von Entwicklungspolitikern und Hilfsorganisationen mittlerweile als Bestandteil der Grundbedürfnisse definiert, da diese in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht Partizipation förderten.[33] Die erweiterten Filtermöglichkeiten der Kommunikation können jedoch zur Bildung von Informations- und soziokulturellen Blasen führen.
Veränderte Wirkkräfte im medialen Raum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ähnlich wie die einzelnen Menschen beruflich und privat, stehen öffentlicher Raum und mediale Öffentlichkeit im Wirkungsfeld der Digitalen Revolution. Ihre Auswirkungen erstrecken sich auch auf die politische Praxis und bergen Gefahren für das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Wenn früher Wandel durch Handel ein wirksames Schutzprinzip westlicher Demokratien gewesen sei, so gehe es nun ums Vernetzen „unter demokratischen Prämissen nach westlichen, aufgeklärten Werten“. Die digitale Technik werde unverzichtbar werden und den Lebensalltag immer weiter durchdringen. „Wenn sie im Besitz weniger ist und von ihnen kontrolliert wird, dann steht der Idee einer besseren, digitalen Gesellschaft eine mächtige Dystopie entgegen: der Missbrauch der digitalen Macht.“[34]
Die vormalige Dominanz des Journalismus, der in Zeitungswesen, Rundfunk und Fernsehen, bei öffentlicher Berichterstattung, Meinungsbildung und in seiner politischen Kontrollfunktion eine „vierte Gewalt“ in pluralistischen Systemen bildete, hat das weitgehende Monopol verloren, Informationen massenhaft zu verbreiten.[35] Es ändere sich etwas, so Beckedahl und Lüke, wenn beispielsweise die 56 Sekunden währende Videoaufnahme, die einen Fünfjährigen mit einem Dreijährigen unter dem Titel Charlie bit my finger (Charlie hat mich in den Finger gebissen) zeigt, auf YouTube annähernd 400 Millionen Mal betrachtet werde oder wenn das, „was in irgendeiner Kneipe passiert und besprochen wird“, per Livestream vom Mobiltelefon aus beliebig viele andere Menschen weltweit erreichen könne.[36]
Zunehmend stelle sich auch in den Redaktionen der diversen Medien vorrangig die Frage „Was klickt?“ Online sei jeder Klick durch einen Nutzer bares Geld wert. „Wer viel angeklickt wird, kann mehr Geld für Werbung verlangen. So will es die Werbebranche, so funktioniert das Geschäftsmodell.“ Den Werbenden sei es qualitativ egal, neben welchen Inhalten ihre Erzeugnisse auftauchten, ob zusammengewürfelte Bildergalerien, sensationsheischende Antexter oder Rätselspiele: „Mit Journalismus hat dies alles nichts zu tun. Es geht um Klicks, Klicks und nochmals Klicks.“[37]
Journalistische Medien treten immer häufiger zusätzlich oder allein mit Online-Ausgaben auf, die sie als werbungsgestützte Plattformen teils mit ergänzenden Angeboten bestücken. Sie präsentieren sich auch in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter – im Massenwettbewerb um die Aufmerksamkeit des Publikums. Auch für Politiker geht es nicht mehr allein darum, in den Medien öffentlich aufzutreten, um Beachtung für eigene Positionen und die eigene Person zu wecken. Auch sie betreiben persönliche Webseiten, äußern sich immer öfter auf Blogs bzw. in sozialen Netzwerken und sammeln dort Follower. Wie problematisch der so entstehende öffentliche Raum zum Teil beschaffen ist, zeigt eine in Science publizierte Studie zum viel genutzten Kurznachrichtendienst Twitter. Sie betrifft den englischen Sprachraum und bezieht sich auf den Zeitraum 2006 bis 2017: „Den Forschern zufolge hat unwahrer Inhalt – ein Bild, eine Behauptung oder ein Link zu einem Onlineartikel – eine um 70 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, weiterverbreitet zu werden.“ Am häufigsten betroffen seien politische Inhalte. „Der Schneballeffekt für Unwahres nahm mit der Zeit zu und war in den US-Wahlkampfjahren 2012 und 2016 besonders stark.“ Ein zum Weiterleiten speziell unwahrer Inhalte anregender Faktor dürfte demzufolge sein, dass diese auf Twitter-Nutzer oft besonders spannend und neuartig wirkten.[38]
Politische Komplikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Für die Aushandlung und Gestaltung von Politik setzt die Digitale Revolution stark veränderte Rahmenbedingungen. Von der Konkurrenz des Internets bedroht, so die Einschätzung von Bernhard Pörksen und Wolfgang Krischke, „untergraben klassische Medien im Wettlauf um Quoten und Auflagen die eigene Legitimation durch die Skandalisierung von Politikern und die Trivialisierung der Politik.“ Die politischen Akteure würden durch eine permanent empörungsbereite Öffentlichkeit in die Defensive gezwungen. Es herrsche das Bemühen vor, nicht durch eine unbedachte Äußerung selbst den nächsten Shitstorm „einer lauernden digitalen Normpolizei“ zu provozieren, nicht parteiinterne Differenzen nach außen dringen zu lassen: „Vermeidung, nicht aber programmatische Gestaltung, erscheint als Leitmotiv gegenwärtiger Politik. Offensichtlich fehlen die Ruhezonen der Ideenentwicklung lagerübergreifend und in allen Parteien. Man hetzt voran und lässt sich hetzen.“ Im Wortsinne interne Beratungen gebe es im Zeitalter der „digitalen Überall-Medien und der barrierefreien Geheimnisvermarktung“ kaum noch. Einengung der Diskursmöglichkeiten, Stromlinienförmigkeit des öffentlichen Auftretens und ein rundgeschliffenes Politdeutsch gehörten zu den Folgen.[39]
Die Demokratisierung der Medienwelt durch das Internet zeitigt laut Pörksen jedoch bislang nur wenige Freiheitseffekte. Sie nütze vor allem Populisten und verstärke die sich in ihren Echokammern verkapselnden „Selbstbestätigungsmilieus“. Mit der großen Gereiztheit im digitalen Zeitalter gehe zugleich die Tendenz zu einer Hypersensibilisierung in sprachlichen Fragen einher. Hassrede und übertriebene „Political Correctness“ seien zwei sich gegenseitig befeuernde Erscheinungen gegenwärtiger Debatten. Mit zunehmender sprachlicher Empfindlichkeit werde vor allem auf die hassgetriebene Vergiftung des Diskurses reagiert.[40]
Lügen sind nichts Neues in der Politik, hält Andrea Römmele fest. Doch hätten die Lügner in der Vergangenheit gewusst, dass sie als solche enttarnt würden, wenn bestimmte Fakten ans Licht der Öffentlichkeit kämen und hätten eine bestimmte Definition von Wahrheit und Fakten als Grundlage des demokratischen Diskurses akzeptiert. Neuerdings hätten Fakten aber ihre Bedeutung als Diskussionsgrundlage verloren und seien zu einem Werkzeug mit flexiblen Anwendungsmöglichkeiten für die Begründung von Weltanschauungen geworden. Fakten- und Bildmanipulationen würden teils nicht nur bewusst für politische Zwecke eingesetzt, sondern auch nach der Enttarnung noch für gerechtfertigt im Dienst der eigenen Sache erklärt. Solcher „Bullshit“ (Harry Frankfurt) blende unwillkommene Fakten einfach aus: „Was die Botschaft bekräftigt ist wahr, was ihr zuwiderläuft, ist falsch. Der Wahrheitsgehalt spielt keine Rolle mehr, politische Debatten verlieren ihre empirische Basis.“ Über die als Motive verbleibenden Weltanschauungen, Gefühle und Werte ließe sich dann kaum noch sinnvoll streiten, weil sie grundsätzlich weder wahr noch falsch seien.[41]
Sozialisation, Bildungswesen und Gesundheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Sozialpsychologin und Soziologin Catarina Katzer sieht die individuelle Identitätsbildungdurch das Internet stark verändert. „Wir bewegen uns heute in zwei gleichwertigen nebeneinander existierenden Lebensräumen, in unserer Offline- und unserer Online-Welt.“[42] Das Netz ermögliche zum ersten Mal das Erschaffen von Identitäten in virtuellen Räumen. „Und diese Identitäten sind »echt«, denn wir selbst füllen sie mit Leben. […] Als Referenzpunkte für unsere Meinungen, Einstellungen, Beurteilungen oder konkretes Verhalten ziehen wir eben nicht mehr nur unser reales Umfeld in Schule oder Familie zurate. Vor allem bei der Frage, wer bin ich und wer will ich sein, was ist richtig und was ist falsch, orientieren wir uns immer stärker an Personen, den Peers, die wir im Netz treffen und mit denen wir connected sind.“ Dies gelte insbesondere für Kindheit und Jugend, den Phasen mit der stärksten prägenden Wirkung für die Identitätsfindung.[43]
Für Markus Beckedahl und Falk Lüke relativiert sich in der digitalen Gesellschaft die Bedeutung der Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen für das Bildungswesen. Nötig dazu komme heute als vierte Komponente das Methodenwissen als „Kompetenzkompetenz“: „Wenn man weiß, wie man sich Wissen erschließen kann, muss man es nicht im Kopf haben.“ Es stelle sich die Frage, wie wir als Gesellschaft damit umgehen wollen, „dass einmal gelerntes Wissen uns nicht mehr durch das Leben bringt“.[44]Das ungleiche Wissen um die Nutzung digitaler Technik werde zum Problem, wenn ganze gesellschaftliche Gruppen kaum Chancen hätten, sich damit angemessen zu befassen, sei es wegen Mängeln der Netzinfrastruktur oder –geschwindigkeit, sei es aufgrund geringer Bildungschancen oder wegen fehlender finanzieller Eigenmittel: „Dann gibt es diejenigen, die können und haben und damit für die Zukunft gerüstet sind. Und diejenigen, die chancenlos sind. […] Wenn ein Kind einer Geringverdienerfamilie nicht lernt, einen Computer zu benutzen, dann ist das für seine Zukunft eine inakzeptabel große Hypothek. […] Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung werden manche herkömmliche Struktur, manche Berufsbilder und vielleicht sogar Einkommensformen grundsätzlich in Frage stellen. Nur wer das sieht, kann diesen Wandel auch gestalten. Wer es hingegen ignoriert, wird von diesem früher oder später überrollt werden.“[45]
Der Psychiater und Hirnforscher Manfred Spitzer warnt mit Blick auf erkennbare sensomotorische Entwicklungsdefizite und depressionsträchtige psychosoziale Folgeerscheinungen des Gebrauchs elektronischer Kommunikationsgeräte speziell im Kindes- und Jugendalter vor Unterforderung der Hirnfunktionen und „digitaler Demenz“.[46]Unter Berufung auf wissenschaftliche Studien, die negative Auswirkungen beim Einsatz neuer Medien in der Schule aufzeigten, wendet Spitzer sich gegen „digitale Klassenzimmer“ und gegen Vorstellungen, dass Kinder am besten schon in der Grundschule mit dem Programmieren von Computern vertraut gemacht werden sollten: „Wir tun den Schülern keinen Gefallen, was ihre Gesundheit und ihre Bildung anbelangt, wenn wir Bildungseinrichtungen digitalisieren. Darüber müssen wir uns klar sein. Alles andere ist postfaktische Bildungspolitik.“[47] Spitzer stößt mit seinen durch mehrere Bücher verbreiteten Warnungen auf deutliche Gegenreaktionen auch in Wissenschaftskreisen. So argumentieren die Medienwissenschaftler Markus Appel und Constanze Schreiner mit Berufung auf meta-analytische Befunde gegen bestimmte seiner Aussagen und gelangen zu dem Fazit: „Die vorliegende Erwiderung enthält wissenschaftlich nicht oder kaum haltbaren Behauptungen. Diese sind dazu geeignet, inkorrekte Informationen und Halbwahrheiten über menschliches Erleben und Verhalten im Umgang mit Medien in der Öffentlichkeit zu verbreiten. In Summe wird deutlich: Die einseitige Perspektive von Spitzer verunklart den Blick auf die Chancen und Risiken des Lebens in einer digitalen Welt.“[48]
Katzer wiederum weist auf Befunde aus den USA hin, wonach immer mehr Jugendlichen sich einsam fühlen – trotz ihrer starken Vernetzung und ihrer durchschnittlich 250 „Online-Buddys“. Das subjektive Wohlbefinden junger Facebook-User gehe eher zurück, als dass es sich verbessere.[49] Vor allem auf die Offenheit und Ungeklärtheit bestimmter Weichenstellungen weist der Naturwissenschaftler und Pädagoge Salman Ansari hin: „Die Sinnhaftigkeit der Medien für schulische Lernprozesse ist noch gar nicht hinreichend erforscht. Gleichwohl wird der Einsatz von Medien propagiert. Die Kinder und Jugendlichen sollen das Programmieren lernen, mit Robotern umgehen und so weiter.“[50]
Mimetische Rivalität und Influencer-Boom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die sozialen Medien werden zum „Resonanzraum der Nachahmung par excellence“.[51] Das bezieht sich nicht nur auf die erweiterten Möglichkeiten zum einfachen und schnellen Kopieren und Teilen von Inhalten. Das Internet wird darüber hinaus zum Instrument der „mimetischen Konkurrenz“. René Girard bezeichnet mit diesem Begriff das nachahmende Begehren im Kampf um gemeinsam begehrte Objekte (siehe Mimetische Theorie). Er postuliert, dass wir Menschen – sofern die Grundbedürfnisse gedeckt sind – Dinge nicht mehr um ihretwillen begehren, sondern weil sie von anderen begehrt werden.[52] Das fördere einerseits Enkulturations- und Lernprozesse, andererseits die Nachahmung von und die Fixierung auf Autoritäten (der Popkultur usw.).
Die unterdessen viel geübte Praxis der ständigen Selbstdarstellung in den Social Mediaschafft darüber hinaus einen Druck zur Darstellung auch des eigenen Lebens, das zum Designobjekt wird, und verstärkt die Inszenierungsspirale durch Selfies und Körperkult. 39 Prozent der befragten Jugendlichen gaben in einer vom Marktforschungsinstitut IKW in Auftrag gegebenen Studie an, wöchentlich Selfies zu machen, 26 Prozent machten sie täglich, 14 Prozent sogar mehrmals täglich. Sie kontrollieren dabei jedes einzelne Bild bis ins Detail, um möglichst viele Likes zu erzielen. 30 Prozent der jungen Menschen sehen das Berühmtwerden neuerdings als explizites Lebensziel, gut doppelt so viele wie 10 Jahre zuvor.[53]
Diesbezügliche Vorbilder aus dem eigenen Altersumfeld sind die oft noch jugendlichen Influencer. Einfluss gewinnen diese jungen Leute dadurch, dass sie in sozialen Medien wie YouTube und Instagram für ihre Selbstdarstellung eine ungewöhnlich hohe Zahl an Followern angesammelt haben. So werden sie zu Stars der einschlägigen Netzszene und auch für die Werbewirtschaft interessant. Sie erreichen zum Teil ein Millionenpublikum, indem sie sich und ihr Leben in die Öffentlichkeit tragen und in ihrer Peergroup-Ansprache und -Kontaktpflege nahbarer wirken als herkömmliche Prominente. Laut einer Kinder- und Jugendstudie des Branchenverbandes Bitkom sind Influencer unter Jugendlichen mittlerweile beliebter als Schauspieler und Sportler.[54]
Ihren Followern gelten sie ähnlich vertrauenswürdig wie Familienmitglieder und Freunde. Damit sind sie als Mittler bei ihrer Klientel für die Werbebranche wirksamer als jedes Model oder jeder Prominente. „Influencer stehen mit der neuesten Fotokamera von Canon vor einem Tempel in Thailand. Influencer posieren in einem Mantel von Prada vor dem Eiffelturm in Paris, lehnen sich im Bikini der Marke Missoni am Strand von Saint-Tropez an eine Palme oder liegen zu Hause mit einer Flasche Waschmittel von Coral im Bett.“[55] Der Wert eines gesponserten Fotos auf Instagram bemisst sich nach Reichweite und Interaktionsrate: „Je mehr Follower ein Influencer hat und je mehr Likes und Kommentare seine Fotos sammeln, desto mehr Geld kann er dafür verlangen.“[56] Laut Bitkom-Studie sieht jeder zweite unter den befragten Jugendlichen das Gebaren von Influencern als normale Berufstätigkeit an – und jeder dritte wäre gern selbst einer.[57]
Gegenwartsorientierung, Raum- und Zeitwahrnehmung, Gedächtnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zwar ist die Zeitperspektive einer Person zunächst eine Persönlichkeitseigenschaft, die über verschiedenen Situationen hinweg relativ stabil bleibt. Sie wird von der Kultur, dem sozialen Umfeld und individuellen Erfahrungen, aber ebenso von äußeren Faktoren und Medien beeinflusst. Eine starke Gegenwartsorientierung, die oft mit Hedonismus und gesundheitsgefährdendem (z. B. Sucht-)Verhalten einhergeht,[58] werde durch exzessive Nutzung sozialer Medien aber gefördert. Die dauernde Aktualisierung der Inhalte im Internet und in den sozialen Medien führe zu immer schnellerer Obsoleszenz des Vergangenen. Auch die Streamingdienste förderten die Gegenwartsorientierung: das Individuum sei permanent von Musik umgeben. Infolge der starken Gegenwartsorientierung gehe auch der Bezug auf die Zukunft verloren.[59]
Das Parallelerleben von Real- und virtueller Online-Welt samt häufigem Wechsel zwischen diesen beiden erzeugt laut Carina Katzer zahlreiche Wechselwirkungen für individuelle Wahrnehmungsprozesse, für Rezeption und Erinnerung. Auch Raum- und Zeitwahrnehmung veränderten sich. „Und Kontrollverlust, Überforderung, Abschweifen und Unkonzentriertheit, Ablenkung vom Wesentlichen, das Gefühl, sich im virtuellen Garten zu verlieren, oder die Angst, etwas zu verpassen – sind Folgen des Hypes, ständig vernetzt zu sein.“[60]
Mehr und mehr, so neuere Studien, ersetzen Computeranwendungen und Internet diverse Lern- und Gedächtnisleistungen, die Menschen zu ihrer Orientierung vordem nötig hatten. Navigationsgeräte treten an die Stelle erlernter Fähigkeiten zu räumlicher Orientierung; jederzeit mögliche Internetabfragen vermindern das Interesse am Erwerb eigener Wissensvorräte. Werde das Internet immer stärker als Gedächtnisersatz gebraucht, so Katzer, bestehe die Gefahr, dass das Langzeitgedächtnis Schaden nehme. Damit stehe aber auch die Fähigkeit auf dem Spiel, komplexe Zusammenhänge zu verstehen.[61]
Psychische Gesundheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Gesundheitsreport des Bundesverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) von 2017 konstatiert, dass 40 Prozent der Befragten ihre Tätigkeiten mit Hilfe digitaler Technologien schneller erledigen und mehrere Aufgaben zugleich bearbeiten können. Darin sehen Experten eine Gefahr: Beschleunigung und Multitasking erhöhen den Stress ebenso wie die Erwartungshaltung, ständig kontaktbereit sein zu müssen. Während 2006 zehn Prozent aller Krankschreibungen als Ursache ein psychisches Leiden hatten, waren es im Jahr 2016 16 Prozent.[62] Jedoch ist es schwierig, die Effekte von Arbeitsverdichtung, Digitalisierung und nicht mit der Arbeitssituation verbundenen Faktoren zu isolieren.
Mögliche Gefährdung der Augengesundheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Nebenfolgen, die mit der Digitalen Revolution einhergehen, gehört einigen Studien zufolge auch eine zunehmende Kurzsichtigkeit (Myopie). Die dramatischsten Werte diesbezüglich wurden in asiatischen Großstädten erhoben. In Hongkong, Shanghai oder Seoul finde man unter jungen Erwachsenen praktisch keine gesunden Augen mehr; auch in Europa und den Vereinigten Staaten sei mindestens jedes zweite junge Augenpaar betroffen. Anders als früher gilt Myopie heutzutage als langfristige Gefahr für das Sehvermögen.[63]
Neuere Forschungsergebnisse besagen, dass Kurzsichtigkeit sich entwickelt, wenn das Auge zu selten dem Tageslicht ausgesetzt ist und zu oft auf Nahsicht fokussiert wird. Während im Freien an sonnigen Tagen auch im Schatten mit einer Lichtstärke von 10.000 Lux zu rechnen ist, sind es in einem Klassenraum oder Kinderzimmer typischerweise nur 500 Lux. Die Zeit, die Kinder im Freien verbringen, nimmt aber tendenziell ab. „Am meisten gefährdet sind also jene Stubenhocker, die über Stunden bei mangelhafter Beleuchtung Bücher lesen oder auf den Computerbildschirm oder das Smartphonedisplay starren.“[64]
Die Weltgesundheitsorganisation hat Myopie zu einem globalen Gesundheitsproblem erklärt. Experten begründen die besonders hohe Betroffenenrate in Asien mit den dort rigorosen Schulanforderungen, die besonders lange Verweilzeiten in Innenräumen zur Folge hätten. Während in den 1960er Jahren nur knapp jeder fünfte junge Chinese kurzsichtig gewesen sei, seien es heute über 90 Prozent. Laut dem australischen Myopie-Forscher Ian Morgen sollten Kinder etwa drei Stunden am Tag in einer Lichtstärke von 10.000 Lux bzw. im Freien verbringen, um ihr Myopie-Risiko wirksam zu senken: „So bleibt fürs Erste nur der Rat, dessen Befolgung auch sonst erfreuliche Wirkung zeigt: statt auf den Bildschirm viel öfter mal auf den Horizont zu blicken. Und das bitte im Freien.“[65]
Implikationen für Forschung und Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach Ansicht von Pieter Drenth, Ex-Präsident der All European Academies, hat die digitale Revolution Fortschritte der Wissenschaft auf verschiedensten Gebieten ermöglicht: Erfolge in der Genom-Entschlüsselung, Voraussagen der Klimaforschung, komplexe Modelle in Physikund Chemie, Nanotechnologie, neurophysiologische Grundlagen der Sprachentwicklung und der kognitiven Funktionen, ökonomische Simulationen sowie vergleichende Studien in Sprach- und Literaturwissenschaften. Eigentlich habe jede wissenschaftliche Disziplin von den Entwicklungen der Computertechnologie profitiert.[66]
Bisher mussten Forschungsergebnisse Filter (sog. gatekeepers) passieren, in denen über die Veröffentlichung oder Nicht-Veröffentlichung entschieden wurde. Heute kann prinzipiell jeder im Internet publizieren. Wissenschaftler können daher bereits fortlaufend über den Forschungsprozess berichten (Open Science), die Daten zugänglich machen, auf denen ihre Befunde basieren (Open Data) oder vorab ihre Ergebnisse veröffentlichen (Pre-Publishing), ohne den Prüfprozess eines Journals zu durchlaufen haben. Auch dieser Prüfprozess kann transparenter gestaltet werden (Open Peer Review).[67] Gleichzeitig forcieren die Möglichkeiten der online-Kommunikation die Konkurrenz um Erstveröffentlichungen von Forschungsergebnissen: Auf den einschlägigen Servern wird der Eingang von Texten sekundengenau protokolliert. Das führt einerseits dazu, dass die Publikationsflut schneller steigt als die Zahl der Leser der elektronischen Journale und dass oft unzureichend überprüfte Ergebnisse hastig publiziert werden; andererseits verbessern sich die Möglichkeiten der Überprüfung (z. B. auf mögliche Plagiate) durch die wissenschaftlichen Communities.
Besonders kritisch ist die sich öffnende Kluft zwischen informatischer und geisteswissenschaftlicher Fachkultur. Informatiker versuchen geisteswissenschaftliche Fragestellungen auf handhabbare Formate herunterbrechen (sog. Digital Humanities wie Stilometrie usw.), doch gibt es bisher kaum erfolgreiche Versuche, hermeneutische Prozesse in maschinenlesbaren Programmen abzubilden.[68] Für Richard David Precht wirkt sich die computerbasierte „Quantifizierung von allem und jedem“ vor allem in Universitäten und Forschungseinrichtungen aus, speziell bei Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftlern. Ganze Universitätsdisziplinen erscheinen ihm „nahezu lahmgelegt unter der zentnerschweren Last empirischer Forschung.“ Zwar sei unbestritten, dass es Felder gebe, auf denen sinnvoll empirisch zu forschen sei. Verfehlt sei aber „das Diktat des Empirischen“ in den Gesellschaftswissenschaften, das Fächer mit großen Traditionen zu Lieferanten von Zahlen degradiere.[69]
Diskursaspekte und kritische Reflexion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
So vielfältig und weitreichend die von der Digitalen Revolution ausgehenden Veränderungsimpulse sich bei den Individuen und im öffentlichen Raum auswirken, so aspektreich wird der darauf bezogene gesellschaftliche Diskurs geführt. Neue Rahmenbedingungen für menschliche Interaktion, für Sozialisation, Wirtschaft, Politik und Kultur zeichnen sich ab: als vorwiegend verheißungsvoller Fortschritt für die einen, als in den Folgen eher skeptische zu betrachtendes Geschehen bei anderen.
Der Zukunftsforscher Daniel Dettling deutet den „Megatrend der Digitalisierung“ und ihren „disruptiven Charakter“ als Aufforderung an die Gesellschaft, den Anschluss an diese in Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit der Veränderungen neuartige industrielle Revolution nicht zu verpassen. Im deutschen Bürgertum mache sich eine „digitale Hysterie“ – die Rede ist auch von „German Angst 4.0“ – breit, der zufolge Computer und Handys die Kinder dumm und krank machten. Die Zukunft als Verlängerung der Gegenwart zu denken, werde der neuen Herausforderung jedoch nicht gerecht. Für wegweisend hält Dettling die von Emmanuel Macron eingenommene Haltung zur Künstlichen Intelligenz (KI). Dessen KI-Strategie sehe eine interdisziplinäre Kreuzung aus Mathematik, Sozialwissenschaften, Technologie und Philosophie vor, verbunden mit dem Bekenntnis: „Ich möchte Teil der Disruption sein. Künstliche Intelligenz ist eine politische Revolution. Treiber sollte der Fortschritt für die Menschen sein.“[70]
Chancen für einen durchgreifenden politischen Strukturwandel über das Internet sieht Richard David Precht eher nicht. Eine dafür nötige Bündelung von Themen, wie sie von großen meinungsbildenden Zeitungen in der Vergangenheit geleistet worden seien, werde im Netz nicht möglich sein. „Das Internet segmentiert so stark, dass jeder in seiner eigenen Informationswelt leben kann, aber dadurch wird es auch immer schwieriger, Gemeinsamkeiten herzustellen. Das wird oft kaschiert, weil das Internet das Gefühl kultiviert, durch einen kurzen Klick zu relevanten Entscheidungen beitragen zu können. Aber damit nährt es eine Illusion, denn in Wirklichkeit bleiben die Verhältnisse beim Alten.“[71]Andererseits sieht Precht in der Digitalen Revolution – dem „zweiten Maschinenzeitalter“ – ökonomische Schmelzprozesse anlaufen und Zeiten kommen, in denen es für viele Menschen keine entlohnte Arbeit mehr gibt – mit problematischen Folgen für ihr Selbstwertgefühl. „Ein kurzer Blick über den Atlantik belehrt uns unmissverständlich darüber, dass eine hochinnovative Digitalwirtschaft von sich aus keine Volkswirtschaft rettet. Währen das Silicon Valley boomt, stirbt die klassische Industrie überall dahin und produziert Arbeitslosigkeit, Resignation und Trump-Wähler.“[72]
Die Chancen, die das Netz für die individuelle Meinungsäußerung und politische Partizipationallgemein bietet, kommen in der Ausübung nur teilweise positiv zur Geltung. Zwar werden kulturelle und politische Debatten unterdessen zumeist von den Aktivitäten der vielen im Netz vorangetrieben, wenn nicht dominiert; doch lassen viele Beiträge jede konstruktive Ausrichtung vermissen – in der Sache wie im Umgang mit Andersdenkenden. Infolgedessen ergibt sich verbreitet der Eindruck, dass die Regeln des Anstands online viel schneller außer Acht gelassen werden als in der persönlichen Begegnung: „Wer nicht sieht, hört, spürt, was seine Äußerungen beim gegenüber bewirken, kommentiert enthemmter.“ Als unkalkulierbare Größe hinzu kommen gruppendynamische Prozesse, die einer grassierenden Shitstorm-Angst Vorschub leisten: „Der Wind im Netz dreht bekanntlich nicht nur schnell, er ist auch unberechenbar.“[73]
Zygmunt Bauman sieht u. a. durch die Digitalisierung und Entpersonalisierung der Kommunikation die Stabilität und die Innen-Außen-Grenzen von sozialen Strukturen infrage gestellt.[74] Diese werden immer fluider: „Verschwunden sei die Gewissheit, dass ‚wir uns wiedersehen werden‘, [...] dass es mehr als eine nur vorübergehende Bedeutung hat, wie wir miteinander umgehen, weil die Folgen unserer Handlungen uns noch lange begleiten werden – aufbewahrt im Denken und Handeln von Augenzeugen, die immer um uns sind“.[75]
Orientierungs- und Wertewandel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die disruptive Entwicklung im Bereich der Alltagstechnik (das Verschwinden von Schreibmaschinen, Telefonzellen, Tageszeitungen, Fotoapparaten, Stereoanlagen oder CD-Playern, künftig des Bargeldes), aber auch der Alltagspraktiken (wie das Verschwinden des Lesens, der flüssigen Handschrift, des mechanischen Spielzeugs oder des Stammtisches, der durch Gruppen in den sozialen Netzwerken ersetzt wird) wirkt polarisierend auf kulturelle und ästhetische Wertvorstellungen. Sie bringt mit großem Tempo neue Handlungsformen und Subjektivitätsmodelle hervor, die in Einklang mit den ökonomischen Anforderungen stehen (Leben in Popwelten, „digitaler Realismus“),[76] provoziert aber auch Gegenströmungen (Kampagnen zur Leseförderung, Revival des schön ausgestatteten Buchs). Daniel Dettling vom Zukunftsinstitut konstatiert einen „Wertesplit“: Insbesondere die Erstnutzer der neuen digitalen Technologien fühlten sich als Repräsentanten von Werten wie Freiheit, Mobilität und Souveränität und begrüßten die „digitale Autonomie“, während 70 Prozent der Deutschen orientierungslos und ängstlich auf die digitale Revolution starrten.[77]
Manuel Castells sieht einen rückläufigen Einfluss von Religion, Moral, Autorität, traditionellen Werten und politischen Ideologien in dem neuen, auf digitalisierter elektronischer Produktion und Distribution sowie auf einem demgemäßen Austausch beruhenden Kommunikationssystem. Sie verschwinden nicht ganz, „aber sie werden geschwächt, es sei denn, sie codieren sich neu innerhalb des neuen Systems, wo ihre Durchschlagskraft sich durch die elektronische Materialisierung spirituell übertragener Angewohnheiten vervielfacht: Elektronische Prediger und interaktive fundamentalistische Netzwerke sind in unseren Gesellschaften eine effizientere und durchdringendere Form der Indoktrination, als die von Person zu Person verlaufende Vermittlung einer fernen, charismatischen Autorität.“ Im Netz mit beliebigen anderen Angeboten auf einer Ebene konkurrierend, verlören transzendentale Botschaften ihren „übermenschlichen Status“; die Säkularisierung gelange damit zum Abschluss: „Die Gesellschaften sind endgültig und wahrhaft entzaubert, weil alle Wunder online zu haben sind und zu selbst konstruierten Vorstellungswelten kombiniert werden können.“[78]
Anzeichen von „Digitalisierungswahn“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Werner Thiede setzt sich aus der Perspektive eines evangelischen Theologen kritisch mit der Digitalen Revolution auseinander. Dabei steht für ihn nicht „das Digitale schlechthin“ in Frage, sondern dessen „impliziter Durchsetzungs- und robuster Herrschaftsanspruch.“[79]Was er befürchtet, skizziert er drastisch: „In der Tat droht die Gefahr, dass immer mehr Technologen, Ökonomen und Politiker über unsere Zukunft bestimmen, die selber geistig abgedriftet und mehr oder weniger digitaler Demenz verfallen sind. Und eine immer mehr dement gewordene, dem digitalen Massenwahn erlegene Gesellschaft wird davon nicht einmal mehr viel mitbekommen, denn sie ist weitgehend kritiklos geworden.“[80]
Überwachungsmöglichkeiten wie nie zuvor sieht Thiede mit der Verbreitung „funkender Computerbrillen“ kommen, die allen Nutzern interessante, womöglich suchterzeugende Möglichkeiten eröffneten und damit zugleich den datenverarbeitenden Diensten Rohmaterial in Fülle lieferten. Derartiges zeichne sich auch für ein digitalisiertes Gesundheitswesen ab, in dem bald alle eine virtuelle Kopie des eigenen Körpers als Prognoseinstrument zum Beispiel für Medikamentenwirkung oder Krankheitsvorbeugung besitzen könnten: „Der sich unseres Leibes bemächtigende Digitalisierungswahn dient dem Big-Data-Konzept: Er entfremdet uns in dem Maße von uns selbst, indem er der Manipulation Tür und Tor öffnet.“[81]
Im Zeichen der Social Media sieht Thiede die Möglichkeiten individueller Lebensgestaltung schwinden: „Wer entschleunigen statt weiter beschleunigen möchte, wer die analoge Welt der digitalen eindeutig vorzieht, der hat es unter der Herrschaft digitaler Technokratie immer schwerer; seine Freiheit nimmt ab.“[82] In der letzten von 95 Thesen zum Thema Digitaler Turmbau zu Babel heißt es eingangs: „Für Theologie und Kirche stellt sich angesichts der Entwicklungsspirale der digitalen Revolution die ernste Frage, ob nicht expliziter Widerstand gegen kommende Auswüchse die ethisch gebotene Handlungsweise sein sollte.“[83]
Datenabschöpfung als Eingriff in die Privatsphäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die mit der Digitalen Revolution verbundene massenhafte Sammlung, Speicherung und Übertragung digitaler Daten hat zuvor ungekannte Möglichkeiten der Überwachung eröffnet, die sich rechtsstaatlicher Kontrolle teilweise entziehen. Dadurch gefährdet ist das Recht auf Privatsphäre, und gläserne Bürger werden zu einer möglichen Realität.
Yuval Noah Harari hält den Siegeszug einer „Religion des Dataismus“ für möglich.[84] Deren Anhänger glaubten, dass die Intelligenz, die durch Vernetzung von Computern und die Entwicklung eines „Internets der Dinge“ entstehe, zu einem „posthumanistischen Zeitalter“ führen werde, in dem Datenschutz und Demokratie sinnlose Begriffe seien. So seien soziale Netzwerke wie facebook bereits heute in der Lage, durch die Analyse von 300 „I like“-Klicks eines Menschen besser als dessen Lebenspartner zu wissen, welche Vorlieben und Abneigungen der betreffende Mensch habe. Bald schon würden entsprechend „gefütterte“ Netzwerke genauer als ein bestimmter Wähler wissen, welches Wahlverhalten für ihn am nützlichsten sei, ihn aber auch hocheffektiv manipulieren können.[85]
Jaron Lanier ruft dazu auf, man möge sich neben den „Gratis-Verlockungen“ der neuen Netzwelt auch die Kehrseiten der schicken Gadgets, Smartphones und Tabletcomputer vor Augen führen: „Wir kommunizieren regelmäßig mit Menschen, von deren Existenz wir vor dem Netzwerkzeitalter nicht einmal gewusst hätten. Wir können jederzeit Informationen zu fast jedem Thema finden. Aber wir haben auch erfahren, dass unsere Geräte und die aus idealistischen Motiven entstandenen digitalen Netzwerke von ultra-mächtigen, fernen Organisationen genutzt werden, um uns auszuspionieren. Wir werden stärker analysiert als wir analysieren.“ In den meisten Fällen könne man einen Tabletcomputer nicht einmal einschalten, ohne persönliche Informationen preiszugeben.[86]
Ohne Datenerhebung und Datenanalyse, so Beckedahl und Lüke, könne eine moderne Gesellschaft nicht funktionieren, und sie seien in mancher Hinsicht auch für die Bürger sehr vorteilhaft. Die Frage sei jedoch nicht, ob das stattfinde, sondern „wie und nach welchen Regeln es stattfindet, um den Missbrauch von Daten zu verhindern. Grundlegend sollte sein, dass nichts ohne unser Wissen und Zustimmung gespeichert werden darf. Dieser Gedanke ist in Politik und Wirtschaft noch nicht angekommen.“[87] Für Juristen seien Digitalisierung und Netzwelt ein besonders schwieriges Feld, weil es sich bei den Rechtswissenschaften um „nachlaufende Wissenschaften“ handle: Hier gehe es zumeist erst dann um passende Regelsetzung, „wenn etwas in der Welt oder zumindest vorstellbar ist“. Das technische Normensystem des Internets sei aber mit dem juristischen nicht kompatibel. „Rechtswissenschaftler haben über Jahrhunderte versucht, staatliche Souveränität zu definieren und eine Weltgemeinschaft souveräner Staaten inklusive Völkerrecht zu definieren und auszugestalten. Das Netz sagt: Ich bin überall. […] Es schert sich auch nicht darum, was es da transportiert, und von wem zu wem. Das hat die Juristen dieser Welt vor Probleme gestellt: Ihre nationalen und internationalen Regelwerke wollen allzu oft nicht so recht passen.“ Letztlich seien politische Willensbildung, Gesetzgebung und Vertragsschlüsse aber auch keine juristische Aufgabe, sondern eine gesamtgesellschaftliche und politische.[88]
Neue Entfremdungsaspekte in datenbasierten Machtkonstellationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In einer gegenwartsbezogenen Würdigung sozioökonomischer Theoreme von Karl Marxanlässlich dessen 200. Geburtstag 2018 verknüpft Jürgen Neffe Erscheinungsformen der Digitalisierung des Wirtschafts- und Arbeitslebens mit Marxschem Denken: Wie der Fabrikarbeiter der ihm zugewiesenen Maschine diene der Einzelne im „Datenkapitalismus“ heute über das von ihm genutzte Gerät der „digitalen Weltmaschine“, die vampirartig Lebensdaten absauge. „Der Rohstoffzufluss durch lebendige Tätigkeit lässt den toten Mechanismus aus Prozessoren und Speicherchips umso mehr leben, je mehr wir ihm geben. Er verarbeitet sie zu durchaus nützlichen Informationen, die er uns schenkt, wenn er uns dafür Empfehlungen und Werbung zuspielen darf. So macht uns etwas, das von uns abhängt, umgekehrt zu seinen Abhängigen. Indem uns formt, was wir füttern, werden wir zum Produkt unserer eigenen Hervorbringung.“[89]
Im Maschinenfragment von 1857 habe Marx bereits die Frage aufgeworfen, wie das kapitalistische System funktionieren würde, wenn sich auf der Basis von Wissen alle Waren und Dienstleistungen vollautomatisch herstellen ließen. „Indem uns die Verheißung zeitnaher, bedarfsgerechter und automatischer Produktion wieder ein Stück weiter zu Untertanen unserer eigenen Schöpfung macht, erleben wir so etwas wie einen marxschen Moment.“ Dabei hält Neffe auch bei im Kern fortbestehender wirtschaftlicher Freiheit eine Entwicklung für möglich, „in der Basisbedürfnisse wie Nahrung und Wasser, Mobilität und die Teilhabe am kulturellen Leben mit freier Kommunikation und Netzzugang selbstverständlich erfüllt werden.“ Ihm schwebt vor, dass diese Güter zu Gemeineigentum würden wie öffentliche Grünflächen, Straßenland und Plätze, die jenseits kommerzieller Interessen instand gehalten werden und allen zur Verfügung stehen. „Auch ohne Umsturz ließe sich eine digitale Moderne vorstellen, in der die Herrschaft über die wachsende Datenmenge nicht unkontrolliert in den Händen Einzelner liegt.“[90]
Völkerrechtliche Fragen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die völkerrechtlichen Fragen, die durch die Digitale Revolution aufgeworfen werden, rückten im Zuge der Überwachungs- und Spionageaffäre 2013 sprunghaft in den Fokus der gesellschaftlichen und politischen Diskussion. Dies schließt weitgehend ungelöste Fragen bezüglich der Menschenrechte, der Spionageabwehr und der staatlichen Souveränitätein.[91]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Digitale Agenda 2014–2017 (Deutschland)
- Digitale Agenda für Europa 2020 (Europa)
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Stefan Aust/Thomas Ammann: Digitale Diktatur. Totalüberwachung, Datenmissbrauch, Cyberkrieg, Econ: Berlin 2014, ISBN 978-3548376271
- Markus Beckedahl und Falk Lüke: Die digitale Gesellschaft. Netzpolitik, Bürgerrechte und die Machtfrage. 2012, ISBN 978-3-423-24925-6
- Daniel Bell: Die dritte technologische Revolution und ihre möglichen sozioökonomischen Konsequenzen. In: Merkur Heft 44/ 1990, S. 28–47
- Uwe Jean Heuser: Tausend Welten. Die Auflösung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter.Berlin Verlag, 2000, ISBN 3-8270-0208-7
- Otto Peters : Kritiker der Digitalisierung. Warner, Bedenkenträger, Angstmacher, Apokalyptiker. Frankfurt 2012
- Erik Brynjolfsson, Andrew McAfee: The Second Machine Age: Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird. Plassen Verlag (2014). ISBN 3864702119
- Rupert Stadler, Walter Brenner, Andreas Herrmann: Erfolg im digitalen Zeitalter – Strategien von 17 Spitzenmanagern. Frankfurter Allgemeine Buch, 2012, ISBN 978-3-89981-300-5
- Oliver Stengel (Hg), Digitalzeitalter – Digitalgesellschaft: Das Ende des Industriezeitalters und der Beginn einer neuen Epoche, 2017, ISBN 978-3-658-16508-6
- Werner Thiede: Die digitalisierte Freiheit. Morgenröte einer technokratischen Ersatzreligion. LIT-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12401-2
- Werner Thiede: Digitaler Turmbau zu Babel. Der Technikwahn und seine Folgen, oekom: München 2015, ISBN 978-3865817273
- Natascha Adamowsky (Hrsg.): Digitale Moderne. Die Modellwelten von Matthias Zimmermann. Hirmer Verlag, München 2018, ISBN 978-3-7774-2388-3
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Pieter J. D. Drenth: Die digitale Revolution in den Wissenschaften (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive)
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