Ohne Gutenachtkuss, ging ich auch lange schlafen...

Der Gute Nacht Kuss hat mir auch gefehlt!

Meine Mutter meinte immer, das war damals nicht üblich, man betrachtete Kinder als kleine Erwachsene, man hat sie respektiert, und nicht abgeknutscht...


Ich war 14, und ich hatte so viel Nähe nachzuholen, die mir mein Vater nie gegeben hatte. Ich wohnte gerade bei ihm, und das zeigte mir, wie viel mir entgangen war. Und wie viel ich nicht bekam. Es tat mir zum Beispiel sehr weh, dass er mir nicht Gute Nacht sagte.
Warum tat er das nicht?
Er wollte es nicht. Ich weiß nicht, warum. Ich habe dann den Therapeuten darum gebeten, ihn und meine Stiefmutter einzuladen. Ich weinte und sagte: Ich bin so einsam. Könnt ihr mir nicht Gute Nacht sagen? Mein Vater schwieg. Meine Stiefmutter sagte, und das war sehr ehrlich: Wir sind einfach kalte Leute. Ich realisierte, ich werde das nicht von denen bekommen, das ist nichts, worin sie gut sind.
War Ihr Vater ein kalter Mensch?
Nein. Er war nicht kalt. Er konnte sehr leidenschaftlich sein. Mal sehr heißblütig, mal sehr kalt. All das. Aber sicherlich war ihm klar, dass er nicht seine Zeit dafür opfern würde, mir Gute Nacht zu sagen.
Hat er zu Ihnen jemals gesagt: Ich habe dich lieb?
Ja, aber er war nicht der Vater, der Zuneigung gut zeigen konnte.
Als Sie einmal auf Klassenfahrt in Japan sind, steht er plötzlich vor Ihnen. Sie schreiben: "Ich hatte Angst vor ihm und fühlte gleichzeitig überwältigende Liebe."
Ich war 16, und er war immer noch eine mir so entfernte Person, jemand, der mir so ähnlich und doch so anders ist. Jetzt aber war er da, und es war wunderbar, dass er extra zu mir gekommen war und einen Nachmittag mit mir verbrachte.
Haben Sie in diesem Moment gedacht, Sie würden endlich zusammenfinden?
Ich habe das immer gedacht. Aber immer wenn er mir nah gewesen war, tauchte er kurze Zeit später ab. Es war, als ob er mit der Situation nie klarkäme. Und ich hoffte immer: Jetzt wird es perfekt.
Sie schreiben: "Für ihn war ich ein Makel in seiner spektakulären Karriere, passte nicht in die Geschichte von Größe und Tugend, die er sich wünschte. Meine Existenz ruinierte seine Bilanz."
Ich versuche, mir zu erklären, warum es ihm so schwerfiel, kontinuierlich gut zu mir zu sein. Warum er immer wieder sagte, ich sei nicht sein Kind. Ich dachte, wenn er mich nicht gehabt hätte, würde sein Leben perfekt aussehen. Ich ließ ihn schlecht aussehen. Weil er sich nicht um mich gekümmert hatte, als ich jünger war. Er war so unglaublich gut und erfolgreich, und es war ein seltsames Gefühl, die Person, die man liebt, zu sehen und zu realisieren: Du lässt ihn schlecht aussehen. Das habe ich internalisiert: Ich bin so klein, so hässlich, ich bin nicht blond, nicht klug genug. Das muss der Grund sein, warum er nichts mit mir zu tun haben will.

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