Die Fehler der Eltern...

Jobs mit seiner Tochter 1978, drei Tage nach der Geburt. Er gibt ihr den Namen Lisa
Jobs mit seiner Tochter 1978, drei Tage nach der Geburt. Er gibt ihr den Namen Lisa
Sie waren Teenager, als Ihr Vater heiratete und drei weitere Kinder bekam. Waren Sie eifersüchtig auf Ihre Geschwister und darauf, dass sie mehr Zeit mit Ihrem Vater verbringen konnten?
Er hat viel gearbeitet, ich weiß nicht, ob er wirklich mit ihnen so viel mehr Zeit verbracht hat. Aber sie waren seine legitimen Kinder. Er wollte sie. Ich war der Fehler. Ich fühlte mich immer so, als müsste ich kämpfen, als würde ich draußen sitzen und von dort zusehen.
Einmal ließ Ihr Vater einen Fotografen ins Haus kommen.
O ja. Nach ein paar Fotos der Familie sagte mein Vater: Lisa, geh bitte mal aus dem Bild. Das tat mir sehr weh. Ich wollte doch so sehr den Beweis, dass ich gewünscht war.
Stattdessen mussten Sie auf der Apple-Homepage lesen, Ihr Vater habe drei Kinder. Warum leugnete er Sie schon wieder?
Ich rief ihn an. Er sagte, ich sei einfach schwierig in den Satz einzufügen gewesen. Darin hieß es: "... lebt mit seinen drei Kindern ..." Ich dachte: Wenn das daran liegt, dann schicke ich dir ein paar Sätze, in denen ich vorkomme. Es tat so weh.
Es gibt Momente in Ihrem Buch, da ist Ihr Vater gut zu Ihnen, und andere …
... in denen er schrecklich ist.
Er lässt die Heizung in Ihrem Zimmer nicht reparieren, obwohl Sie ihm sagen, dass Ihnen kalt ist. Er zahlt plötzlich nicht mehr, obwohl er das versprochen hat. Einmal beschimpft er Ihre Cousine Sarah, weil sie im Restaurant einen Hamburger bestellt ...
Ich wusste sofort, dass etwas passieren würde. Er missbilligte Fleisch, das hatte nichts mit Tierschutz zu tun, sondern mit seiner Vorstellung von Ästhetik. Er fuhr sie an: 'Ist dir eigentlich klar, wie schrecklich deine Stimme ist? Du kannst ja nicht mal richtig reden. Du kannst ja nicht mal richtig essen. Du isst Dreck.' Sarah fing an zu weinen. Ich war schockiert, aber auch froh, wenigstens hatte er mich nicht angegriffen. Aber es gab auch andere Zeiten, da war er großartig, er war eine komplizierte Person. In gewissem Maß waren wir alle bereit, ihm sein Verhalten, die Art, wie er andere Menschen attackierte, nachzusehen, weil er so brillant war und manchmal zugewandt und einfühlsam sein konnte.
Lisa Brennan-Jobs: "Beifang. Eine Kindheit wie ein Roman", Berlin Verlag, 384 S., 22 Euro
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Manchmal fasste er in Ihrer Gegenwart seinen Freundinnen an die Brust, rieb sich an ihnen und stöhnte.
Einmal tat er das mit meiner Stiefmutter, ich fand es schrecklich und wollte den Raum verlassen. Er sagte: Lis, wir haben einen Familienmoment, bleib hier. Es war unangenehm und peinlich, nicht übergriffig. Ich weiß nicht, warum er das tat. Vielleicht, weil er so unsicher war und nicht wusste, wie man mit Kindern umgeht.
Am Ende seines Lebens entschuldigte sich Ihr Vater.
Er saß auf seinem Sterbebett, seine Beine dünn wie Stricknadeln. Er sagte immer wieder: Du hast etwas gut bei mir. Was für eine seltsame Aussage. Er sagte: Ich habe nicht genug Zeit mit dir verbracht, es tut mir so leid. Wir haben keine Zeit mehr, es ist zu spät. Ich dachte, es muss schrecklich sein, wenn du das auf deinem Sterbebett realisierst. Ich fragte mich, ob er das auch noch sagen würde, wenn er plötzlich seine Gesundheit wiederbekommen würde. Ich dachte, es ist so spät. Wir hätten Freunde sein können, aber nun ist es so spät.
Fühlten Sie sich nicht erlöst?
Ich dachte nur: Das ist seltsam, wie im Film. Ich wusste in dem Moment nichts damit anzufangen. Wie er so dalag, dem Tod nah, ausgemergelt, konnte ich schlecht sagen: Warum hast du das nicht früher gesagt? Ich habe ihm stattdessen geantwortet: Okay.
Danach gingen Sie in den Garten, ein Mädchen fragte Ihre damals zwölfjährige Halbschwester, wer Sie seien. Sie antwortete: Sie war Daddys Fehler.
Das stimmt ja irgendwie auch.

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